Begonnen hatte das Ganze, als sich Studierende der Lebensmittelchemie mit den Gärprozessen befassten. Sie entwickelten Biere, die ihnen nicht nur selbst schmeckten, sondern es wert waren, sie einem größeren Kreis zu präsentieren. Diese Aufgabe wiederum übernahm Francisco Arroyo-Escobar.
Der spanische Sachse, wie er sich selbst bezeichnet, hat in Dresden bereits bei der Drewag und den Deutschen Werkstätten Hellerau gearbeitet, bevor er zur TUDAG kam. Das ist eine von der TU Dresden gegründete Aktiengesellschaft, die den Wissens- und Technologietransfer in die Wirtschaft und Gesellschaft initiieren, betreuen und beschleunigen soll.
Ursprünglich sollte das Projekt Ende 2019 an den Start gehen. Die Corona-Pandemie und dann der Ukraine-Krieg machten jedoch den öffentlichen Ausschank zunächst zunichte. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Am 17. April eröffnete die TU-Brauerei in den denkmalgeschützten Backsteinmauern des einstigen Lichtwerkes vom Kraftwerk Mitte. Rund 100 Plätze stehen in den urigen Hallen zur Verfügung, etwas mehr Platz bietet der Biergarten. 2,5 Millionen Euro wurden am Standort investiert. Das Startkapital kam von „Stillen Beteiligten“, Investoren, Banken und durch eine Crowdinvesting-Kampagne, an der sich rund 370 Leute beteiligten.
Auf Anregung unseres Mitglieds Dr. Helmut Pritsch sahen sich die Presseclub-Mitglieder dort um. In den heiligen Kellerhallen beantwortete Francisco Arroyo-Escobar die Fragen von Helmut Pritsch und der Clubmitglieder. Das Motto „Unter Aufsicht gebraut“ reflektiere den wissenschaftlichen Qualitätsanspruch und die enge Verbindung zur Forschung und Lehre an der Exzellenzuniversität TU Dresden. Gleichzeitig sei es das Alleinstellungsmerkmal unter allen deutschen Brauereien. Mit dem Namen erinnert die Brauerei an Wilhelm Gotthelf Lohrmann, Mitbegründer und erster Rektor der Königlich-Technischen Bildungsanstalt Dresden, der späteren TU Dresden.
Jede Rezeptur werde von Chemikern präzise geprüft. Lohrmanns sei es wichtig, dass nur die optimalen Zutaten ins Bier kommen. Überraschend für die meisten Gäste vom Presseclub war der Bier-Aromabaum. Nur durch ein geschicktes Mischungsverhältnis von Hopfen, Malz, Hefe und Wasser lassen sich verschiedene Geschmackskomponenten herauskitzeln, wie Minze, Rosinen, Nüsse, Kaffee oder Bananen. Dresdens Wasser sei fürs Brauen optimal. Zudem werden möglichst regionale Rohstoffe verwendet, erklärte Arroyo-Escobar. Um die richtigen Nuancen zu finden, werden viel getestet, verkostet und immer Neues entwickelt. Fünf Biere ruhten bei unserem Besuch in den Tanks. Zwei Tage später war das erste Weizenbier von Lohrmanns fertig. 27 Mitarbeiter, darunter zwei Brauer arbeiten für das Start-up. Ihre kleine Karte setzt auf frisch zubereitete Speisen. Und sie haben viele Pläne, wie Sonntagsmatinee, Frühschoppen, mehrgängige Menüs, kleine und große Bierverkostungen, Bierseminare und Brauereiführungen. Für uns ein Grund, einmal wiederzukommen.
Text und Fotos von Bettina Klemm und Lohrmann’s Brauerei