Presseclub im Gespräch mit Geschäftsführer Victor Straubhaar der Weißen Flotte Sachsen GmbH
Nach der Silvesterparty erhält das Salonschiff „Gräfin Cosel“ eine Rundumerneuerung. „Es wird alles heller und moderner, der Teppichboden verschwindet. Das Schiff mit 500 Plätzen für Fahrgäste ist so künftig besser für Partys und Events aller Art geeignet“, kündigt Victor Straubhaar beim Gespräch im Presseclub Dresden an. Seit eineinhalb Jahren ist er gemeinsam mit Stefan Bloch Geschäftsführer der Weißen Flotte Sachsen GmbH und damit Herr der historischen Dampferflotte.
Straubhaar rechnet mit knapp einer Million Euro für die Verjüngungskur der „Cosel“. Äußerlich wird es wenig Veränderungen geben, aber das Schiff erhält komplett neues Interieur und Mobiliar. Die vier Innenbereiche werden sich voneinander abheben, aber multifunktional nutzbar bleiben. Auf dem oberen Deck sind künftig die Tische und Sitze nicht mehr festgeschraubt, um mehr Nutzungsmöglichkeiten beispielsweise für Partys zu haben. Ein Salon soll zudem so umgebaut werden, dass auf dem Schiff auch Konferenzen stattfinden können. Dafür wird die nötige Technik für Präsentationen installiert, erklärt Straubhaar.
Bis spätestens zur Dampferparade am 1. Mai 2024 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Im Jahr darauf wird das Salonschiff „August der Starke“ umgebaut. Damit sind auch die Pläne, die Schiffe zu verkaufen, vom Tisch. Ein neues zusätzliches Schiff stellt sich der 31-jährige Geschäftsführer dennoch irgendwann einmal vor.
Nach der Insolvenz der Sächsischen Dampfschifffahrt im Juni 2020 konnte sich die Schweizer Firma United Rivers AG beim Bieterverfahren durchsetzen und setzt seit September desselben Jahres als Weiße Flotte Sachsen GmbH das operative Geschäft der Flotte und des Gastronomiebetreibers ElbeZeit fort. Für den Erhalt der neun historischen Schiffe gründeten die Schweizer die Kulturerbe Dampfschiffe Dresden GmbH. Zudem soll künftig ein Wächterrat mit zwölf berufenen Persönlichkeiten über die Schiffe wachen. Das beeindruckte die Mitglieder des Presseclubs. Eine Teilnehmerin lobte ausdrücklich die Anstrengungen der Schweizer, um die historischen Dampfer zu erhalten.
Seit der Übernahme habe das Unternehmen schon einen Millionenbetrag für die Instandhaltung der Dampfer investiert, genaue Angaben macht Straubhaar nicht. Die Dampfer wurden zwar in den 1990er Jahren runderneuert, aber inzwischen sei wieder viel zu tun. So mussten beispielsweise alle Radkästen erneuert werden, der Ausfall des Kessels auf dem Dampfer Leipzig kostete allein 125.000 Euro. „Wir investieren dauerhaft, aber wir fahren auch mit historischen Schiffen, da kann immer mal ein Problem auftreten“, erklärt Straubhaar, der nicht nur beruflich, sondern auch privat Oldtimer liebt. Dabei könne sich die Flotte auf ihre Maschinisten und Nautiker verlassen, die in den Wintermonaten die Schiffe flotthalten. Für Spezialarbeiten werden zusätzlich Fachkräfte verpflichtet.
Die Flotte hat derzeit 145 feste Mitarbeiter plus Saisonkräfte insbesondere in der Gastronomie. Allen einstigen Angestellten der Sächsischen Dampfschiffahrt und der ElbeZeit sei die Übernahme zu den vorigen Konditionen angeboten worden. Um entsprechenden Nachwuchs zu haben, bildet die Weiße Flotte etwa drei Dutzend Lehrlinge aus – die Industriemechaniker in Zusammenarbeit mit den Dresdner Verkehrsbetrieben.
„Wir schreiben schwarze Zahlen und bauen uns ein Polster auf“, verkündet der Geschäftsführer. Als Gründe nennt er auf Nachfrage eine größere Flexibilität statt einmal festgelegter Fahrpläne. So werde in Zeiten von Niedrigwasser schnell mal eine neue „Brückentour“ kreiert. Die Dampfer fahren zur Not kürzere Strecken mit weniger Fahrgästen. Als großes Unternehmen mit 70 Kabinenschiffen im Mutterkonzern könne die Weiße Flotte zudem bessere Konditionen beim Einkauf erzielen. Straubhaar verschweigt jedoch auch nicht, dass die Preise erhöht wurden.
Mit rund 400.000 verkauften Tickets hatte die Flotte im vergangenen Jahr ein gutes Geschäft. Sie blieb von den großen Auswirkungen des Niedrigwassers im Dürresommer weitgehend verschont. Das lag vor allem daran, dass Tschechien wegen der Erneuerung seiner Staustufe in großem Umfang Wasser ablassen musste. Doch Hochwasser und Niedrigwasser gehören an der Elbe zum Alltag. Gerade deshalb sei das finanzielle Polster erforderlich, um Ausfallzeiten zu überbrücken.
Die Weiße Flotte ist längst mehr als Dampferfahren im Linienverkehr. Kulinarische Veranstaltungen, Tanz- und Musikkonzepte, Krimi-Diner und Kapitän-Nemo-Kombiveranstaltungen an Bord und in der Schlossereihalle der Laubegaster Werft gehören ebenso zum Angebot.