Die Tafel Sachsen erfährt gerade in der aktuellen Zeit eine besonders große Nachfrage. Woher kommen die Lebensmittel, die sie für Bedürftige bereitstellen? Die BNI-Medienlounge hatte dazu einen Termin im Kühlhaus mit dem Landesvorsitzenden Karltheodor Huttner organisiert und den Presseclub dazu eingeladen. Huttner ist vielen Clubmitgliedern noch als langjähriger Sprecher des sächsischen Sozialministeriums bekannt.
Die erste Überraschung: Das große Kühlhaus im Dresdner Ostragehege ist mit 14 Firmen komplett vermietet. Neben der Deutschen See und Chefs Culinar nutzt die Tafel Sachsen e.V. gleich Flächen auf drei Etagen als Zentrallager für die 43 Tafeln im sächsischen Landesverband. Schätzungsweise ist jeder Zehnte Sachse auf die Unterstützung der Tafel angewiesen.
Die zweite Überraschung sind gewaltige Zahlen: Allein im vergangenen Jahr bewegte die Tafel Sachsen 1055 Tonnen Warenspenden, das entspricht 4.220 Paletten zu je 250 Kilogramm. Der Landesverband der Tafel Sachsen arbeitet eng mit dem Bundesverband der Tafeln zusammen, aber auch grenzübergreifend mit dem tschechische Verband Ceska Federace Potravinovych Bank. Die Tafelidee war einst „Lebensmittel retten, Menschen helfen“. So kamen früher die meisten Lebensmittel aus den Supermärkten. Heute sind die Produzenten direkt die größte Quelle. Sie bieten den Tafeln hauptsächliche Überproduktionen oder nicht mehr lange haltbare Bestände an. Das ist eine große Herausforderung, denn es geht dabei in der Regel um zahlreiche Paletten auf einmal. So werden sechs bis acht Lastzüge Pizzen im Jahr im Kühlhaus abgeladen. Derzeit lagern dort auch Osterhasen und Weihnachtsmänner des Süßwarenproduzenten Riegelein, der seine Produktion eingestellt hat. Die Firma Bautzner Senf beispielsweise spendet den Tafeln jeden Monat eine Tonne Senf.
Die dritte Überraschung: Das gesamte Lager wird von Dietmar Haase, einem 80-Jährigen, gemanagt. Seit 30 Jahren arbeitet der Landeslogistiker ehrenamtlich für die Tafel. Jetzt wird ein Nachfolger gesucht. Neben Mitarbeitenden, die über die Regelungen des Sozialgesetzbuches II bezahlt werden, leisten Ehrenamtliche fast genauso viele Stunden.
Die Tafel Sachsen wird vom Freistaat unterstützt, könnte aber ohne Spenden und ehrenamtlichen Helfern nicht existieren. Angesichts der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine und der galoppierenden Preise, sind sie gefragter denn je.
Text und Fotos: Bettina Klemm