Der imposante Glaskasten, etwas versteckt am Postplatz, reizt zum Hinterfragen. Die Großplastik erhebt sich an der Stelle, an der einst die Sophienkirche mit ihren beiden schlanken Türmen stand. Heute nutzt die Bürgerstiftung Dresden die Gedenkstätte Busmannkapelle als DenkRaum Sophienkirche. Ehrenamtliche Mitglieder, wie auch Heidrun Müller von unserem Presseclub, geben dort Besuchern regelmäßig Auskunft. Gemeinsam mit Harald Bretschneider, früher Landesjugendpfarrer und Oberlandeskirchenrat a.D., und Christian Curschmann, Koordinator für den DenkRaum, zeigt sie am 27. Juni den Mitgliedern des Presseclubs das ungewöhnliche Bauwerk am Standort der ältesten Kirche der Stadt.
1240 bauten die Franziskaner an dieser Stelle ein Kloster mit einer romanischen Saalkirche. Es folgte eine lange Geschichte des Aus- und Umbaus. 1868 erhielt das Gotteshaus zwei neugotische Türme. Nach dem Ende des Königsreichs in Sachsen erhielt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen die Sophienkirche. 1926 wird sie zur Evangelischen Domkirche, berichtet Harald Bretschneider. Er hatte im Herbst 1980 die Symbole „Schwerter zu Pflugscharen“ und „Frieden schaffen ohne Waffen“ entwickelt. Daraus wuchs eine Bewegung, die letztlich zum Ende der DDR führte.
Wie wichtig Bretschneider der Frieden ist, zeigt er am Nagelkreuz aus der von Deutschen im November 1940 bombardierten Stadt Coventry. „Vater vergib!“. Zu Beginn des Rundgangs lässt er die einstige Klosterglocke im neuen DenkRaum erklingen.
Die Sophienkirche brannte im Februar 1945 aus, die Spitze eines Turmes ging verloren. Aus ideologischen Gründen und trotz Protests der Dresdner Bürgerschaft wurde die Ruine 1962 abgebrochen.
1993 stellten Stadträte der CDU-Fraktion den Antrag, den Ort der einstigen Sophienkirche sichtbar zu machen und an die Geschichte zu erinnern. Dem folgte der Stadtrat. Aus einem Architekturwettbewerb ging im Dezember 1995 das Büro Gustavs & Lungwitz als Sieger hervor. Die 1998 gegründete Gesellschaft zur Förderung der Gedenkstätte für die Sophienkirche sammelte Spenden und warb Fördermittel für den Bau ein. Es war ein mühsames Unterfangen und ein steiniger Weg bis zum 9. Oktober 2020, als die Gedenkstätte übergeben wurde. Im Inneren der Glasskulptur wird an die einstige Busmannkapelle mit originalen Werksteinen und Konsolbüsten erinnert.
Nun informieren Ehrenamtliche wie Heidrun Müller Führungen an, berichten über die Zerstörung der Stadt und die Kirchengeschichte und laden zum Nachdenken und Austauschen ein.
Text und Fotos: Bettina Klemm