Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa im Presseclub Dresden
„Jetzt hab‘ ich wieder nicht nein gesagt, hätt‘ ich ja machen können, und jetzt bin ich hier“, lacht Jörg Kubiessa, neuer sächsischer Landespolizeipräsident beim Gespräch mit Clubmitglied Andreas Schulz im Presseclub Dresden. Seit Anfang April ist der ehemalige Dresdner Polizeipräsident laut Kabinettbeschluss Sachsens oberster Polizist. Kein leichter Job. Doch der 57-jährige bringt jede Menge Polizei- und Führungserfahrung mit und hat auch noch Humor, quasi als fünften Stern auf der Epaulette.
Seine Hauptaufgabe sieht der eloquente Jörg Kubiessa berufsbedingt in der Aufklärung von Straftaten, andererseits führungspsychologisch in der Aufklärung der eigenen Beamten, zum Beispiel bei der Debatte zur Corona-Impfung und im Umgang mit gewaltbereiten Corona-Gegnern: „Ich habe nur eine Chance, ich kann aufklären, ich will nicht überzeugen, mit innerer Offenheit nach außen auftreten, auch um das Image der sächsischen Polizei zu verbessern. Ich kann versuchen, den Beamten die Situation begreiflich zu machen, um Verständnis zu werben. Das ist ein sehr dickes Brett.“
Zu seiner Freude sei die sächsische Polizei technisch sehr gut ausgestattet, besser als manches andere Bundesland. Um die Aufgaben situationsgerecht erfüllen zu können, benötige er landesweit jährlich mindestens 600 Polizeibeamte.
Auf die von Andreas Schulz angesprochenen vielen verletzten Polizeibeamten erwidert Jörg Kubiessa nicht ohne Stolz: „Unsere Kollegen haben eine große Empathie, sich schützend vor andere Menschen zu stellen. Unsere Aufgabe ist es, so pathetisch es klingt, die Demokratie zu schützen. Dazu braucht es eine bewusste innere Haltung, sofern wir die Verfassung nicht als auswendig gelernten Text begreifen.“
Die visionäre Praline kommt zum Schluss: Jörg Kubiessa möchte gern ein Deutsches Forum Polizeigeschichte gründen. Dieses Forum soll kein angestaubtes Museum zur Dokumentation deutscher Polizeigeschichte werden, sondern mit innerer Offenheit die Geschichte der Polizei darstellen, denn „selbst zu werben, selbst unterwegs zu sein, ist ganz wichtig“, sagt Kubiessa.
Geboren in Kühlungsborn, aufgewachsen in Bad Doberan, absolvierte Jörg Kubiessa zu DDR-Zeiten eine Ausbildung als Anlagenmonteur in der Warnowerft Warnemünde, studierte an der Offiziershochschule in Stralsund zum Diplomgesellschaftswissenschaftler und Leutnant zur See, begann 1990 seine Karriere bei der Polizei Sachsen, wurde 2005 Revierleiter in Zwickau, 2009 Leiter des Lagezentrums im sächsischen Innenministerium, 2013 Leiter des Führungsstabes der Polizeidirektion Chemnitz. Von 2019 bis 2022 war Jörg Kubiessa Polizeipräsident der Landeshauptstadt Dresden. Mit frischer Brise segelte der Freizeitsegler im April ins Landespolizeipräsidium: Ahoi!
Text und Fotos: Roland Fröhlich