Doch die Wirte plagen, wie überall in der Gastronomie, große Sorgen
„Es kann nur besser werden.“ Mit einem Glas Prosecco begrüßte Andreas Wünsche die Mitglieder des Presseclub in seinem ElbeGarten. So heißt das Restaurant, das im einstigen Elbehotel Demnitz entstanden ist. Bis zur Eröffnung im Mai mussten Andreas Wünsche und sein Partner Bob Opitz von der W.O.K. Gastronomie und Catering GmbH & Co. KG viel Geduld beweisen.
Das Hotel Demnitz mit seinem Ballsaal – mehreren Clubmitgliedern noch ein Begriff aus Jugendtagen – schloss schon in den 1970er Jahren und verfiel. 2001 hatte es der schwäbische Investor Thomas D. erworben und wollte den 1881 errichteten Hotel- und Gaststättenkomplex in der Nähe des Blauen Wunders sanieren. Morgenpost-Redakteur Torsten Hilscher als Moderator des Abends erinnerte sich an seinen Erfahrungen mit dem Investor. Dieser versprach zwar immer wieder die Eröffnung des Hauses, aber es passierte nichts. 2006 hatten die W.O.K-Eigentümer mit ihm einen Vertrag geschlossen, aber sie wurden immer wieder vertröstet. Thomas D. kam mit der Sanierung nicht voran.
Als sie dann 2020 endlich loslegen wollten, machte ihnen ein Wasserschaden einen Strich durch die Rechnung. Der gesamte Holzfußboden musste erneuert werden und eine erneute Sanierung verzögerte das Geschäft wiederum.
Auch jetzt plagen den Wirt Andreas Wünsche große Sorgen durch Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. 2Gplus sei der Todesstoß. „Wir haben schon jetzt null Weihnachtsfeiern, kaum Laufkundschaft und können ohne staatliche Hilfe nicht überleben“, sagt er. Aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen, bringe auch nichts, denn damit verliere er den Anspruch auf Unterstützung. Für W.O.K sei es ohnehin schwierig, denn als Referenzwert gelte der November 2019, doch da habe das Unternehmen nur den Cateringbetrieb gehabt.
Die Gastronomie werde auch noch Jahre mit Personalproblemen kämpfen. So habe er fünf von zehn Köchen verloren. Sie haben sich Jobs in anderen Branchen gesucht. Gleichzeitig habe er mit Tobias Ehle einen Küchenchef der Spitzenklasse gewonnen. Ehle hat zuvor die Küche vom Restaurant „Alte Meister“ geleitet.
Zusätzlich machen Inflation und Preiserhöhungen bei Energie und Wareneinkauf das Leben schwer. „Wir müssen die Preise erhöhen“, kündigt Wünsche an. Die Brauereien hätten schon eine kräftige Preissteigerung besonders fürs Fassbier angekündigt. Weil es eine große Preisdifferenz zwischen dem Gerstentrank in Flasche und Fass gibt, stellen Gastronomen zunehmend auf Flaschenbier um.
Eine kleine Hoffnung bleibt den Gastronomen auf das Silvestergeschäft, gefeiert werden könne im Innen- und Außenbereich.
Als zweiten Gast konnte Torsten Hilscher den Ortsamtsleiter Christian Barth begrüßen. Der 49-jährige Sozialpädagoge hat zuvor als Suchttherapeut gearbeitet und sich 2019 für den aktuellen Job beworben. Er sieht sich als Schnittstelle und Kompromissfinder zwischen Verwaltung und Bürger vor Ort in Loschwitz mit etwa 25.000 und Blasewitz mit 90.000 Einwohnern – ohne Stimmrecht und Parteibuch.
Text und Fotos: Bettina Klemm