Stadtarchiv-Direktor Prof. Thomas Kübler zeigt Mitgliedern des Presseclubs Dresden Schätze seines Hauses
„Wir sind das erste Stadtarchiv weltweit mit einer Corona-Sammlung“, erklärt Prof. Thomas Kübler. Mehrere Tausend Dokumente, darunter Ampullen mit allen aktuellen Impfseren, hat das Stadtarchiv bereits gesammelt. Wichtig sei die Menschlichkeit hinter der Pandemie, die in Tagebucheinträgen und Briefen, einem Fotobuch und einer Vielzahl von Fotografien zum Ausdruck kommt.
Thomas Kübler spricht locker, so wie es die meisten Clubmitglieder von ihm gewöhnt sind, über das Stadtarchiv, das zu den ältesten und größten seiner Art in Deutschland gehört. Die älteste Urkunde in seinem Haus stammt vom März 1260, Heinrich III., Markgraf von Meißen, hatte sie ausgestellt. Die Dokumente über die erste Erwähnung von Dresden von 1206 liegen im sächsischen Staatsarchiv. Historikerin Dr. Sylvia Drebinger-Pieper präsentiert den Mitgliedern des Presseclubs Bücher mit aufwändig gestalteten handschriftlichen Pergamenteinbänden. Die Umschläge sind deutlich älter als der Inhalt der Bücher. „In Leipzig wurde gerade so ein Buch mit einem Schutzumschlag aus dem 9. Jahrhundert vorgestellt“, sagt Kübler. Er zeigt den Presseclubmitgliedern einen Plan zum Bau der Frauenkirche. „Ohne dieses Original wäre der Wiederaufbau nicht möglich gewesen“, erläutert er.
Wenig später stellt sein Mitarbeiter Dr. Marco Iwanzeck eine Bulle von Papst Bonfatius IX. von 1399 vor, damit wurde ein 40-tägiger Ablass gewährt. Zuvor hat Iwanzeck durch die Ausstellung „Verpacktes Wissen“ in den Räumen des Stadtarchivs geführt. So erfahren die Teilnehmer, warum einst wichtige Dokumente in Säcken an der Decke hingen oder in Fässern aufbewahrt wurden. Gezeigt wird eine Kiste der Kupferschmiedeinnung. Zum Öffnen waren drei Schlüssel erforderlich, die die drei Innungsmeister hüteten – Datenschutz im 18. Jahrhundert.
Deutlich nüchterner werden heute die Dokumente in Pappkartons in den Regalen des Archivs aufbewahrt. Rund 45 Regalkilometer sind bereits zusammengekommen. Doch während Bücher und Urkunden seit Jahrhunderten aufbewahrt werden, machen neuzeitliche Speichermedien eher Sorgen. Die ersten Audiokassetten kamen beispielsweise in den 1960er Jahren auf den Markt, seit 2003 werden sie nicht mehr hergestellt. Wer nutzt heute noch Disketten, wie sie in den 80er Jahren weitverbreitet waren? Auch CD und DVD sind bald Vergangenheit und damit die materiellen Speicher. Heute landet das Wissen in einer Cloud. Ist das die Verpackung des Wissens in der Zukunft?
Im nächsten Jahr jährt sich die Jahrhundertflut in Dresden zum 20. Mal. Thomas Kübler bittet die Presseclubmitglieder und alle Dresdner um Dokumente aus jener Zeit. Frank Müller-Eberstein, der damals Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe war, versprach sogleich Unterstützung.
Die Presseclubmitglieder danken für den interessanten Abend.
Text: Bettina Klemm
Fotos: Bettina Klemm und Roland Fröhlich