Personal, Personal, Personal!
„Heutzutage müssen wir um jeden Mitarbeiter kämpfen“, erklärt Axel Klein, seit März 2017 Geschäftsführer des DEHOGA-Verbandes Sachsen vor dem Dresdner Presseclub bei einem Gespräch mit Journalistin Bettina Klemm im Hotel Bergwirtschaft am Wilden Mann in Dresden. „Wir brauchen in Sachsen Fördermöglichkeiten für das Gaststätten- und Hotelgewerbe, wie es sie derzeit in Bayern schon gibt“, fordert Axel Klein. Etwa 50 Gaststätten seien in der Sächsischen Schweiz im Laufe der letzten zehn Jahre schon verschwunden. Es müsse endlich vom Gesetzgeber eine Chancengleichheit für die etwa 2000 DEHOGA- Mitgliedbetriebe in Sachsen geschaffen werden. Dazu gehöre auch, daß den Unternehmern in bezug auf Arbeitszeitgestaltung mehr Raum für freie Entscheidungen zugestanden werde. Viele Beschäftigte würden gern in umsatzstarken Zeiten, bei Messen, Großveranstaltungen und im Ferien- und Wochenend-Tourismus länger arbeiten, dafür als Ausgleich an ruhigeren Tagen kürzer. Selbstverständlich müssten die Auflagen zur Hygiene durch das Gesundheitsamt erfüllt werden. Durch die Berherbergungssteuer habe der Freistaat 290 Millionen Euro mehr eingenommen. Dieser Gewinn müsse als Fördermittel in die Erschließung von Infrastruktur und als Förderung von Arbeitsplätzen in die Branche zurückfließen. Die Zeiten als Lehrlinge noch „billige Arbeitskräfte“ waren, seien schon lange vorbei. Heutzutage bekämen auch Lehrlinge schon ein festes Gehalt.
Um neue Auszubildende schon in den Schulen zu aquirieren, beschäftigt die DEHOGA eine Mitarbeiterin, die unter anderem Lobby-Arbeit für gesunde Nahrung und abwechslungsreiche Speisen betreibt, um frühzeitig das Thema Gastronomie auf unterhaltsame Weise den Jugendlichen schmackhaft zu machen. „An qualifiziertem Personal besteht absoluter Mangel“, bestätigt DEHOGA-Jugend-Mitarbeiterin Antje Mikoleit, „deshalb müssen wir Jugendliche für das Hotel- und Gastättengewerbe beizeiten interessieren und ausbilden.“ Wie früher die „Wanderjahre“ seien Auslandsaufenthalte ideal, um seinen Horizont zu erweitern und Sprachen zu lernen. Anschließend sollten die Fachkräfte aber wieder in die Heimat zurückkehren um ihr Wissen und Können an den hiesigen Gästen zu praktizieren und an jüngere Kollegen weiterzugeben.
„Die meisten unserer Mitarbeiter sind schon seit vielen Jahren dabei“, bestätigt Manuela Gey, Leiterin der preiswerten City-Herberge im Dresdner Zentrum. Von großem Vorteil für Azubis sei das digitale Berichtsheft, welches ohne großen Aufwand an jedem Ort geschrieben werden und an den Ausbilder gesendet werden könne. Die Fußball-WM kann von den Gästen in fast jedem Hotelzimmer verfolgt werden, sagt Alex Klein. Aber die Hoteliers müssen natürlich auch für jedes Zimmer GEMA-Gebühren bezahlen, ob es gerade belegt ist oder nicht. Dabei werden für unterschiedlich große Bildschirme auch unterschiedliche Gebühren fällig.
Ein besonderes Problem bildet in vielen Betrieben die Unternehmensnachfolge. Deshalb arbeiten zum Beispiel Unternehmer wie Rolf-Dieter Sauer, Inhaber der Bergwirtschaft und DEHOGA-Regionalvorsitzender Dresden, von Beruf eigentlich Architekt, bis weit über die Altersgrenze hinaus. Der „Baulöwe“ hat vor Jahren die heruntergekommene Bergwirtschaft gekauft und nach seinen Vorstellungen aufwendig saniert. Von der Terrasse haben die Gäste einen schwelgerischen Blick über Dresden bis zur Babisnauer Pappel und dem Winterberg. „Man kann im Grunde ein Hotel nur für einen Betreiber bauen, damit alles passt“, schmunzelt der Schwabe mit dem irreführenden Namen. Aber auch er darf eine zweite Terrasse im Souterrain nicht betreiben, weil Nachbarn Einwände erhoben haben. „Es hat vier Jahre gedauert“, erinnert sich der agile Quereinsteiger, „bis ich das System Hotelerie und Gastronomie verstanden habe. Jetzt geht’s“
Text und Fotos: Roland Fröhlich