Die Batterie erobert das Auto

Presseclub besucht Accumotive in Kamenz


In Zukunft werden Autos um die Batterie herumgebaut und nicht wie bisher Energiespender in fertige Modelle „zwangsintegriert“, erklärt Martin Eisenmann, Managing Director der Mercedes-Benz Energy während eines Besuches des Presseclubs Dresden im Batteriewerk Deutsche Accumotive GmbH in Kamenz, Professor Gottfried-Bombach-Straße*.

Für die Autoindustrie eröffne sich mit der Elektrifizierung der Fahrzeuge eine völlig neue und ausgedehnte Branche, erläutert Eisenmann, der als Manager für die Daimler AG schon in Indien und Griechenland tätig war. Denn mit Fertigung der etwa 30zelligen Kraftpakete für Pkw beginnt erst der Kreislauf von zeitbegrenzter Anwendung im Fahrzeug, langfristiger Nachnutzung in intelligent gekoppelten und elektronisch aufeinander abgestimmten Energiespeichern, Recycling und Wiederverwendung der Ressourcen.
Ein neuer prosperierender Industriezweig.

Ziel sei, mit einer Energieladung etwa 500 Kilometer fahren zu können. Obwohl Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrswege etabliert werden müssten, wird erwartet, den beruflichen wie privaten Aktionskalender auf den häuslichen Ladebetrieb abzustimmen und schon am Abend dem Bordcomputer einzugeben, wann man am Morgen starten wolle, damit genügend „Saft“ in der Batterie ist. Auch mit Fotovoltaik erzeugter Strom könne der Batterie aufgeladen werden. Das erhöhe zwar nicht das Gewicht, senke aber die Gestehungskosten.

Batterien sind aufgrund ihrer vielschichtigen Metallplatten schwer. Deshalb werden in Kamenz Kraftpakete unterschiedlicher Größe und Leistung, beispielsweise von 18 KW/h für den Smart produziert. Generell müsse die Batterieleistung bei vollelektrischem Betrieb höher konzipiert werden als bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Ottomotor und Generator, denn die Bordelektrik, Fensterheber, Tankanzeige, Klimaanlage, Scheibenwischer, Radio, Navi, müssten ebenfalls von der Batterie „gefüttert“ werden. Deshalb wird die klassische Autobatterie, welche im eigentlichen Sinne ja ein wieder aufladbarer Akkumulator sei, von 12 Volt durch Batterien mit 48 Volt ersetzt.

Forschungen der Universität München hätten ergeben, erläutert ein Teilnehmer der Gesprächsrunde, dass etwa 85 Prozent der Nachtparker einen festen Standort haben, was für die bedarfsgerechte Einrichtung von Ladeanschlüssen wichtig sei. Nachts zwischen ein und fünf Uhr würden nur etwa 20 Prozent der Tagesspitzenleistung gebraucht. Eine ideale Zeit zum Batterieladen.

Erkundungen in ehemaligen Silberstollen in Altenberg/Erzgebirge hätten einen Nachweis für abbaubares Lithium erbracht, erklärte ebenfalls ein Gesprächsteilnehmer, das zur Konstruktion der Batterien unerlässlich ist. Schätzungen nennen eine Ausbeute von Lithium für etwa 25 Mio. Batterien.
Insgesamt arbeiten im Kamenzer Batteriewerk etwa 700 Mitarbeiter. Die Energiepakete werden größtenteils in Deutschland und im europäischen Ausland vertrieben.

*Professor Gottfried Bombach (Kamenz 1919-2010 Basel) war der Kamenzer „Lessing der Ökonomie“ und gilt als einer der Pioniere der mathematisch orientierten Wirtschaftstheorie. Bombach war wissenschaftliches Mitglied mehrerer wirtschaftlicher Expertenstäbe in der Schweiz und im Nachkriegsdeutschland unter Ludwig Erhard.

Foto u.Text: Roland Fröhlich