Oberbürgermeister Dirk Hilbert zu Gast im Presseclub
In gewohnt heimeliger Atmosphäre trafen sich die Clubmitglieder und einige Journalisten am Montagabend im Avernstübli des Hyperion (ehemals Swissôtel) zum Gespräch mit Dirk Hilbert. Moderiert wurde der Abend von der Vorstandsvorsitzenden Bettina Klemm, die sich u.a. erkundigte, wie die Umsetzung seiner Versprechen des Wahlprogramms nach 1,5 Jahren gediehen seien. „Nicht so weit, wie ich es ursprünglich geplant hatte“, so Hilbert. „Dass direkt nach meinem Amtsantritt eine so große Flüchtlingswelle auf uns zukommen würde, war so nicht absehbar und hat einige Punkte auf meiner Agenda nach hinten verschoben.“ Die Ströme an Flüchtlingen zu koordinieren hatte zunächst oberste Priorität. Aber jetzt, da die Welle langsam abebbe, habe er wieder Zeit, sich verstärkt seinen Wahlpunkten zu widmen. „Meine Herzensangelegenheiten haben sich nicht geändert“, sagte der Oberbürgermeister auf die Frage hin, was er sich als nächstes vornehme. Dazu gehöre auch, sich jedem Anliegen der Bürger persönlich anzunehmen. „Das geht natürlich nur im Rahmen meiner Zuständigkeit“, so Hilbert. „Aber ich versuche zu helfen, wo ich helfen kann und das bedeutet auch, dass mein Team und ich jeden Brief beantworten, der uns ins Haus flattert.“ Auch seine Bürgersprechstunde wird rege besucht, die einmal im Monat und extra an einem Samstag stattfindet, damit auch Berufstätige sie wahrnehmen können.
Im Zusammenhang mit dem „Monument“, das bis vor kurzem auf dem Neumarkt stand und viele Gemüter erregte, wurde Hilbert mitunter stark angefeindet und bekam sogar Morddrohungen. Für einige Tage stand er unter Polizeischutz. Wie er und auch seine Frau damit umgegangen seien, wollte Bettina Klemm wissen. „Meine Frau ist eine sehr starke Person“, sagte Hilbert. „Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Angst, dass wirklich etwas passieren könnte. Angst darf man in diesem Amt auch nicht haben. Im Gegenteil: Je stärker der Gegenwind, desto standhafter beziehen wir Position zu einem Thema.“ Ob man die Busse nicht auch woanders hätte platzieren können, wollte ein Mitglied wissen. „Natürlich hätte man das“, konterte Hilbert souverän. „Man hätte sie im Ostragehege aufstellen können oder an einem anderen Ort, wo keiner sich daran gestört hätte. Aber wir wollten ja provozieren und erreichen, dass das Kunstwerk in aller Munde ist.“ Hilbert steht auch rückblickend zur Entscheidung, das Monument am Neumarkt platziert zu haben. Was ihn ebenfalls freut: „Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass über ein Kunstwerk so viel gesprochen wurde. Und es ging in den Gesprächen nicht nur darum, ob die Kunst gefällt oder nicht – die Menschen haben sich auch inhaltlich mit dem Thema befasst.“
Zum Ausklang des Gesprächs wurde noch die Zukunft des Fernsehturms angesprochen. Auch hier bezog Hilbert eindeutig Stellung: „Man darf sich bei diesem Thema nicht von Emotionen und schönen Kindheitserinnerungen blenden lassen“, sagte er. „Man muss auch kritisch hinterfragen: Kann man den Fernsehturm wirtschaftlich betreiben und das Geld, das man investiert, auch wieder einspielen?“ So lange diese Frage nicht eindeutig geklärt sei, hätten andere Dinge, wie der Neubau von Schulen, Straßen oder Fußwegen Vorrang.
Text: Maria Grahl
Fotos: Ralf U. Heinrich
Lesen Sie hier, was Vorstandsmitglied und SZ-Redakteur Andreas Weller zum Clubabend geschrieben hat.