Bildungsbürgermeister Hartmut Vorjohann im Presseclub
Seit Januar hat Hartmut Vorjohann (CDU) vom Finanzbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden zum Bildungsbürgermeister umgesattelt. Die Wahl war im Stadtrat heiß umstritten und der Sieg äußerst knapp. „Aber gewonnen ist gewonnen!“ verkündete der gutgelaunte Niedersachse beim Gespräch mit SZ-Redakteur Andreas Weller im Presseclub Dresden. Im Wesentlichen umfasse sein neues Ressort drei Säulen, sagt Vorjohann: Jugend, Bildung und Kindertagesstätten.
Die Dynamik der vergangenen Jahre habe der Stadt immense finanzielle und personelle Kräfte für den Neubau von Kindergärten und Krippen abverlangt, erklärte Vorjohann. Über 11.600 Plätze wurden neu geschaffen, um den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz in Dresden erfüllen zu können, pro Jahr knapp 1.500. „Das ist eine großartige Leistung aller Beteiligten“, lobte der Beigeordnete, der als Stadtkämmerer die finanziellen Voraussetzungen für die Neubauten geschaffen hatte. „Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die wilden Jahre damit vorbei sind“, hofft Vorjohann. Jetzt müsse man die Kräfte darauf ausrichten, die bestehenden Einrichtungen zu erhalten. Im laufenden Schuljahr würden insgesamt knapp 33.000 Plätze benötigt. Weitere Steigerungen um höchstens 860 Plätze seien bis 2019/20 laut Bevölkerungprognose noch zu erwarten. Damit koppele sich die Bedarfsentwicklung von den auch zukünftig steigenden Geburtenzahlen etwas ab. Vor allem der Wegzug von Familien ins Umland wirke dem Anstieg entgegen.
Man könne mit Schulneubau auch Sozialpolitik betreiben. Wenn man in einem Stadtteil ein Gymnasium einrichtet, können Schüler aus sozial schwächeren Schichten durchaus zum Besuch der höheren Schule animiert werden. „Wenn der Schulneubau beschlossen ist und die technischen Parameter stimmen“, erläutert Vorjohann, „dann hat die Politik da keine Einspache mehr, wie zum Beispiel bei der Waldschlößchenbrücke oder anderen Großbauprojekten.“
Auf die Frage, wie sich das Dresdner Bildungsniveau im Bundesvergleich einordne, meint Vorjohann: „Wir haben hier kein Spitzenergebnis, also müssen wir Gas geben.“ Großstädte seien im Bundesvergleich jedoch immer besser dran und hätten bessere Bildungschancen als ländliche Gegenden, in denen die räumlichen Entfernungen oft schon ein Hindernis wäre.
Zu seinem Ressortwechsel sagt der ehemalige Stadtkämmerer: „Es ist auch mal spannend, die Perspektive zu wechseln, wenn man über 14 Jahre die Finanzen der Stadt verwaltet hat. Wenn man mich jetzt fragen würde: Willst du wieder zurück zum Finanzressort? Würde ich sagen: Nein danke, ich finde das Bildungsressort sehr interessant. Die Stadt ist ja diesselbe, aber die Perspektive ist eine andere.“
Text und Foto: Roland Fröhlich