Sozialdezernentin Dr. Kristin Kaufmann berichtet im Presseclub
„Wie schafft man die Asylproblematik?“ fragt SZ-Redakteur Andreas Weller die seit einem Jahr als Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen in Dresden tätige Dr. Kristin Klaudia Kaufmann (Die Linke) bei einem Gespräch im Presseclub Dresden.
Zuerst einmal Wohnungen akquirieren. Die Unsicherheit in der Bevölkerung war groß. Viele Bürger und Nachbarn reagierten ablehnend. „Das Kapazitätsproblem haben wir jetzt gelöst“, sagt Kaufmann. Es schlage allmählich in eine andere Richtung. Die Landeshauptstadt sei stolzer Besitzer eines Hotels, in dem Flüchtlinge wohnen. Die Flüchtlingseinrichtungen seien von außen nicht als solche erkennbar, bis auf die Polizeipräsenz. Das war vor einem Jahr noch nicht so.
„Dass Dresden die Asylproblematik hat stemmen können, ist ein enormer Kraftakt von vielen engagierten Bürgern. Ich bin stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen in meinem Geschäftsbereich und im Liegenschaftsamt“, betont die gebürtige Dresdnerin. Wichtig war, die eingefahrene Ämterstückelei zu überbrücken. Dazu wurde ein Ehrenamt-Koordinator eingesetzt, der zwischen Haupt- und Ehrenamt vermittelte. „Ich selbst war wochenlang wie ein Hamster im Rad unterwegs.“ Das Grundproblem des Themas Flucht und Asyl: es gibt keine Prognosen, weder vom Staat, noch vom Freistaat. Erst seit 1. Januar 2016 gibt es ein Integrationsgesetz. Im vergangenen Jahr kamen 4.300 Flüchtlinge nach Dresden. Inzwischen seien die Zugänge geschrumpft. Der größte Teil der von der Stadt akquirierten 600 Wohnungen würden gekündigt und dem freien Markt zugeführt. Die Unterbringungskosten der Stadt betragen etwa 14 Mio. Euro. Ziel sei, die Flüchtlinge zu etwa 40 Prozent zentral, zu 60 Prozent dezentral unterzubringen. „Hut ab, vor den Tausenden Menschen, die sich im Ehrenamt um die Flüchtlinge kümmern.“
Der Geschäftsbereich von Kristin Kaufmann ist riesig. 27.000 Bedarfsgemeinschaften sind zu betreuen, Kindertagesstätten einzurichten, die städtischen Kliniken zu fusionieren, eine neue Wohnbaugesellschaft zu gründen. Am 22.11.2016 kommt die Vorlage zur Gründung in den Stadtrat. Derzeit gibt es etwa 10.000 belegungsrechtlich gebundene Wohnungen (sozialer Wohnungsbau) bei der Vonovia. Dresdner Investoren und Eigentümer seien wenig geneigt, Wohnungen an sozial schwächere zu vermieten, erklärt Kaufmann. Die Stadt sei hier aber in der Pflicht. 16.000 Bürger seien seit einem Jahr zugezogen. Aber nur 500 Wohnungen wurden gebaut. „Wir rechnen mit vielen wohnungslosen Bürgern, die die Stadt unterbringen muss.“
Kristin Klaudia Kaufmann wurde 1976 in Dresden geboren. Absolvierte mit Diplom ein Studium der Wirtschafts- und Sozialgeographie an der TU Dresden. War dort sechs Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin. 2009 bis 2012 folgten Elternzeit und Promotion. Danach wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut und bis 2015 Fachreferentin bei der Arbeitsgemeinschaft TÜV-Dekra. Daneben ist Dr. Kristin Klaudia Kaufmann als Vorsitzende oder Ausschuss-Mitglied bei vielen sozialen Institutionen und Vereinen tätig.
Ihre Statements: „Ich engagiere mich dafür, dass Asylsuchende in der Nachbarschaft und in den Betrieben ankommen. Ich setze mich dafür ein, dass Dresden weiter Vorreiter in Sachen Gesundheit bleibt.“
Text und Foto: Roland Fröhlich