Sie hetzen mal wieder nach einer Straßenbahn, die Sie unbedingt noch erwischen wollen, drücken den Knopf an der Tür – doch er leuchtet rot. Die Tür bleibt verschlossen. Kurz darauf fährt die Bahn davon. „Dass Sie dann sauer sind und sich wohlmöglich lautstark ärgern, ist verständlich“, sagt Lars Seiffert, seit einem Jahr Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe. „Aber die Straßenbahnfahrer haben mitunter gar keine andere Wahl“, beschwichtigt er. Der Grund ist ein neues, intelligentes Ampelschaltsystem, das derzeit noch getestet wird. Dem Fahrer bleibt dann ein Zeitfenster von sieben Sekunden, um eine große Kreuzung wie den Albertplatz zu überqueren. Der restliche Verkehr bleibt dafür flüssiger und muss durch die Vorrangschaltung nicht so lange an der roten Ampel warten. „Da muss man als Straßenbahnfahrer abwägen“, sagt Seiffert. „Lasse ich den einen Gast noch rein oder nutze ich das kurze Zeitfenster, um schnell über die Kreuzung zu kommen?“ Er fügt noch hinzu: „Nach fünf bis zehn Minuten kommt ja sowieso die nächste Tram.“ Um neue Systeme wie dieses zu entwickeln, arbeiten die Dresdner Verkehrsbetriebe eng mit der Technischen Universität zusammen.
Doch nicht nur neue Ampelschaltungen, die den Verkehr entlasten sollen, sind geplant. Auch 150 neue Ticket-Automaten soll es in Zukunft geben. „Die Tasten werden wir beibehalten, weil wir festgestellt haben, dass besonders der ältere Teil unserer Kunden mit Touchscreen-Bildschirmen nicht glücklich sind“, so Seiffert. „Aber wir werden eine erweitere Menu-Führung haben.“
Auch möchten die Verkehrsbetriebe ihren Fuhrpark aufstocken. „In einer wachsenden Stadt wie Dresden ist das unerlässlich“, sagt Andreas Hemmersbach, Seifferts Vorstandskollege und zuständig für Finanzen und Technik. Die Rechnung ist ganz einfach: Mehr Dresdner, mehr Fahrgäste. Etwas mehr als 150 Millionen waren es im Jahr 2015, 60.000 mehr, als 2014. So sind in den kommenden Jahren 20 neue und längere Busse geplant. Die Straßenbahnen sollen in Zukunft breiter werden.
Damit die Fahrgäste sicher von A nach B kommen, investieren die Verkehrsbetriebe außerdem viel Zeit in Sicherheitstrainings ihrer Fahrer. „Einmal im Jahr fahren wir mit unseren eigenen Bussen zum Sachsenring und proben dort den Ernstfall“, erklärt Seiffert. Mit durchschnittlich 327 Unfällen pro Jahr (2015) – kleine Lackschäden inklusive – ist die Unfallrate tatsächlich sehr gering. „Weil wir so gut trainieren, passiert so wenig“, sagt Seiffert weiter.
Die Ticketpreise legt übrigens die Stadt Dresden fest. „Wir können einen Vorschlag zur Preisgestaltung machen“, so Hemmersbach. „Aber einen konkreten Einfluss auf die Preise haben wir nicht.“