Der Soziologe und Theologe Dr. Jürgen Micksch erhielt den 20. Erich Kästner-Preis des Presseclubs Dresden. Der Gründer von Pro Asyl und Vorsitzende des Interkulturellen Rates in Deutschland engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für die Unterstützung von Flüchtlingen in Deutschland.
„Jürgen Micksch setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass Flüchtlinge in unserem Land willkommen sind und dass Ausländer in unsere Gesellschaft integriert werden“, begründet die Vorsitzende des Presseclubs Dresden Bettina Klemm die Wahl. Dass diese Thematik heute so brisant sein würde, hätten die Mitglieder des Presseclubs zum Zeitpunkt der Wahl des Preisträgers im November 2014 nicht vorausgesehen. Nun habe die Ehrung eine besondere Symbolik. „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsdebatten erfüllt Jürgen Micksch ohne Zweifel die Kriterien für die Vergabe des Erich Kästner-Preises – nämlich den herausragenden Einsatz für Toleranz, Humanität und Völkerverständigung“.
Die Festveranstaltung zur Preisverleihung fand am 13. September im Schloss Albrechtsberg in Dresden statt. Die Laudatio hielt der Journalist Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. „Jürgen Micksch ist, ohne dass er missionarisch auftritt, ein Missionar für die Menschenrechte und für das Miteinander der Menschen und der Religionen“, so Prantl.
Besonders würdigte er seinen Verdienst als jahrzehntelanger Vorsitzender der Arbeits-gemeinschaft Pro Asyl, die er 1986 gegründet hatte. „Pro Asyl ist eine Stimme der Humanität in diesem Land. Pro Asyl ist ein Gewissensrüttler. Pro Asyl hat die Stimmung in diesem Land positiv verändert – das Verständnis der Menschen für Flüchtlinge ist gewachsen.“
Jürgen Micksch zeigte sich in seiner Dankesrede überzeugt davon, dass die Hilfe für Flüchtlinge zu einer Jahrhundertaufgabe werde. “Sie sind Botschafter für Umbrüche in ihren Heimatländern und werden gleichzeitig Deutschland vielfältiger machen.“ Der Erich Kästner–Preis berühre ihn besonders, nicht nur weil er Kästner kannte, sondern weil ihn Kästners Satz zur Moral „Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es.“ geprägt habe. So sagte er weiter: „Wenn sich viele für Flücht-linge und gegen Menschenfeinde engagieren, dann ist das ganz im Sinne von Erich Kästner.“
Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro verbunden, das der jeweilige Preisträger für künstlerische, kulturelle oder karitative Projekte spendet. Jürgen Micksch hat vier Projekte ausgewählt: den Verein Medinetz, das Netzwerk Asyl, Migration, Flucht Dresden (NAMF), die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus und das Projekt SOS MEDITERRANEE, das eine zivile europäische Seenotrettung für Flüchtlinge im Mittelmeer aufbaut.
Jürgen Micksch ist der 20. Erich Kästner-Preisträger des Dresdner Presseclubs. Der Preis wurde 1994 zum ersten Mal an Ignatz Bubis verliehen. Auch Dr. Marion Gräfin Dönhoff, Dr. Joachim Gauck in seiner Funktion als Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen, Richard von Weizsäcker und Hans-Dietrich Genscher zählen zu den Preisträgern. Im Jahr 2013 ging der Preis an den Kabarettisten Dieter Hildebrandt, im Jahr 2014 an die Schauspielerin Iris Berben für ihr politisches Engagement.
Der Presseclub Dresden wurde vor 24 Jahren von Journalisten, Pressesprechern und PR-Fachleuten als eine Plattform zum Gespräch und Erfahrungsaustausch gegründet. Der gemeinnützige Verein hat etwa 160 Mitglieder, die sich regelmäßig zu Clubabenden mit Gesprächspartnern aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Kunst treffen. Der Preisträger des Erich Kästner-Preises wird immer im Herbst des Vorjahres im Rahmen der Mitgliederversammlung gewählt. Die Verleihung des Erich Kästner-Preises ist die bedeutendste Veranstaltung des Clubs.