Zwei Studien von Absolventen des Institutes für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden belegen, daß der Druck der Wirtschaft auf die Redaktionen der Dresdner Tageszeitungen sich zwischen 1991 und 2007 von sieben auf 24 Prozent verdreifacht hat.
Vor Mitgliedern des Presseclubs Dresden stellte Institutsleiter Professor Wolfgang Donsbachdie neueste Masterarbeit von Joey Lühmann zum Thema „Geschäfte auf Gegenseitigkeit – wirtschaftlicher Einfluss auf journalistische Inhalte“ vor.
„Je mehr Anzeigen ein Werber in der Tagespresse schaltet“, erläutert Donsbach, „desto besser kommt er bei der redaktionellen Berichterstattung weg.“ Am Beispiel des sogenannten Berliner Zeitungskrieges zeigt er den harten Kampf zwischen den Verlagsgruppen Holzbrinck und Springer um den Anzeigenmarkt auf. Die Behandlung von Anzeigenkunden sei bei Spiegel und Focus unterschiedlich. Bei Spiegel sei die Einflußnahme stärker nachzuweisen als bei Focus.
Schon in der Maser-Studie von 2005 habe sich eine beunruhigende Tendenz zu Einflussnahme der Wirtschaft auf Redaktionen bemerkbar gemacht. Bei der neuesten Lühmann-Studie (1.10.-15.11.2013) wurden 2361 Firmen per E-Mail angeschrieben, aber nur 8,6 Prozent (175 Befragte) hätten die Fragebögen ausgefüllt zurück gesendet.
Die Gretchenfrage lautete: „Hat Ihnen eine Dresdner Tageszeitung oder ein Dresdner Magazin schon einmal einen unterstützenden Artikel angeboten?“ Die Antworten enthielten einen Anstieg von 26 auf 50 Prozent. „Wo bleibt da die redaktionelle Unabhängigkeit“, fragt Donsbach. Einschränkend sagte der Kommunikationswissenschaftler, daß man bei einer derartigen Untersuchung die Beiträge aus Wirtschaftsbeilagen und Tagesberichten nicht trennen könne. Laut Allensbach-Studie habe die Beeinflussung von PR-Agenturen auf die redaktionelle Berichterstattung, hauptsächlich im Lokalen „stark zugenommen“. Dabei stünden Unternehmen mit 64 Prozent Anteil als Spitzenreiter da, gefolgt von Verbänden (41%) und Politikern (40%).
Fünfzig Prozent der Befragten sehen die Pressefreiheit stark gefährdet.
Die vom Deutschen Presserat unter Ziffer 7 geforderte strikte Trennung von Werbung und Berichterstattung werde oft ignoriert. Werbung müsse sich in Schriftbild und Aufmachung deutlich von redaktioneller Berichterstattung unterscheiden, betont Donsbach. Am häufigsten aber sei die Verletzung der Sorgfaltspflicht bei Recherchen.
Die Zukunft werde eine weitere strukturelle Konsolidierung von Printmedien und Online-Medien bringen. Aber es gehe nicht immer darum, dass ich etwas schneller erfahre, sagte Donsbach, sondern, dass die Nachricht zuverlässig ist.
MDR-Redakteur Oliver Riebl brachte es bei der Aussprache auf den Punkt: „Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut. Wenn wir die nicht mehr haben, werden wir nicht mehr gebraucht.“ –
Anschließend stellte Professor Donsbach seine neue Mitarbeiterin vor. Dr. Corinna Lüthje wechselte am 1. Oktober 2014 von der Universität Rostock an das Dresdner Institut und wird auf dem Gebiet der Wissenschaftskommunikation und kulturellem Radio arbeiten.
Text: Roland Fröhlich.