Am 11. April fand anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Ferneisenbahn Dresden – Leipzig eine Parallelfahrt an der Tharandter Rampe statt. Hunderte Eisenbahnfans waren dafür zum Hauptbahnhof gepilgert. Dank der freundlichen Einladung Peter Pfeifers von Meisachsen, hatten vier unserer Presseclub-Mitglieder die Chance, an der Parallelfahrt teilzunehmen. Darunter Rosa Hauch. Sie hat den Tag für uns zusammengefasst.
Von Rosa Hauch
Und während Eisenbahnfans vor Andacht in die Knie gehen, schau ich immer noch ahnungslos auf dem Bahnsteig umher. Es ist 17.00 Uhr und die Spannung auf dem Dresdner Hauptbahnhof steigt ins Unermessliche. Gleich geht’s los. Was geht los? Parallelfahrt. Was ist das? Was ist daran so besonders? Inzwischen weiß ich die Blicke zu deuten. Sie alle schauten so, als ob ich die Eintrittskarte nicht verdient hätte…Peter Pfeifer alias Gustav Schönlebe unterbricht mit einem kräftigen Schaffnertriller meine einfältige Grübelei. „Herzlich willkommen zu dieser besonderen Fahrt anlässlich des 175 jährigen Jubiläums der Ferneisenbahn Dresden-Leipzig. Die Parallelfahrt beginnt nach 45 Minuten. In etwa zweieinhalb Stunden werden wir wieder hier sein. Schiebt und drängelt nicht. Wir haben 400 Sitzplätze und 300 gemeldete Fahrgäste. Die ersten zwei Wagen sind den Touristengruppen vorbehalten.
Einige sind sehr weit gereist. Sie kommen aus der Schweiz, aus Australien und irgendwie aus der ganzen Welt. Und wenn ich mich so umschaue, ist der Anteil der weiblichen Eisenbahnfans dramatisch gestiegen. Pfeifers Stimme ist heiser. Amüsant seine akustische Gegenwehr seinen Kollegen gegenüber, die den regulären Zugbetrieb auf dem Bahnsteig managen. Noch zehn Minuten bis zur Sonderfahrt. Die Züge rollen ein. Auf einer Seite die 52er und auf der anderen die schnellste Dampflok der Welt. Wow. Der Schienenstar ist zwei Jahre älter als ich und erfreut sich bester Gesundheit. Ihr offizieller Geschwindigkeitsrekord liegt bei 182,4 km/h. Der wird heute nicht geknackt. Heute geht es auf einem Steigungswinkel von 40 Prozent mehrere Kilometer bergan. Den Heizern hat Beamter Schönlebe vor aller Ohren eine doppelte Schnitzelportion versprochen. Und die haben sie sich wahrlich verdient und ´nen ordentlichen Schluck dazu. Logistisch wird es ebenfalls eine Meisterleistung werden. Die Gleissperrung hat in einem Umkreis von 300 Kilometern ins Land hinein Konsequenzen. Also ist ein Dank an alle, die an diesem Tag länger gewartet haben, mehr als angemessen.
17.27 Uhr – es geht los. Zug eins rollt aus dem Hauptbahnhof. Fünf Minuten später folgt die 18201 und was ihr angehängt wurde. Dazu gehört auch ein Barwagen mit Piano. Herrliche Atmosphäre. Die Gardinchen sind abgenommen, die Gardinenstangen gibt’s noch, den Klavierhocker auch und viele Fotos von Industriedenkmalen. Sofort werden alle Fenster aufgeschoben. Links wie rechts die beste Aussicht aufs Nachbargleis. Über uns kreist mindestens ein Helikopter. Den Kameramann beneide ich sehr. Es wäre eine Schande, wenn keiner drin sitzen würde. Das Wetter ist klar, Tausende sind an die Gleise gekommen und die Stars stehen unter Dampf. Das es im Barwagen ganz entsetzlich zieht, ist wahrscheinlich nur für Mädels nervig. Die Jungs strahlen. Wangen wie Kameras glühen vor Begeisterung. In den kommenden rund 150 Minuten werden Millionen Fotos gemacht und stundenlange digitale Beweisfilme vom gegenseitigen Überholen, vom aufsteigenden Dampf, von Menschen, die sich von Zug zu Zug die Hände reichen und Zeitungen tauschen, von einer Parallelfahrt über die Tharanter Rampe, einem phänomenalen Großereignis, welches auch absolute Laien wie mich begeistert. 2015 im April gibt’s das nächste Eisenbahnfest. Die Organisatoren stehen schon heute unter Dampf.
Informationen zur Parallelfahrt finden Sie hier.
Foto: Rosa Hauch