Rechtsmedizinerin Dr. Christine Erfurth im Presseclub im Gespräch mit Andreas Schulz
Einen spannenden kriminalmedizinischen und humorvoll menschlichen Diskurs erlebten Mitglieder und Gäste des Presseclub Dresden e.V. im Club-Café An der Frauenkirche mit der kommissarischen Direktorin des Institutes für Rechtsmedizin der TU Dresden, Dr. Christine Erfurth, im Gespräch mit Clubmitglied Andreas Schulz.
Dabei verwahrte sich die Medizinerin vor der verbreiteten Meinung, Rechtsmediziner stünden täglich am ‚kalten Tisch’, um Leichen zu sezieren. Das Fachgebiet umfasse auch alle Arten von Körperverletzungen an noch Lebenden, welche juristisch relevant sind: Untersuchungen von Mißhandlungen an Kindern, Frauen, aber auch ansteigend an Männern, Vergiftungen, Suizide, Unfallopfer, Körperverstümmelung zum Versicherungsbetrug und so weiter.
Deshalb sei die juristisch-medizinische Ausbildung vielfältig und die aktuelle Weiterbildung der insgesamt 25 Mitarbeiter, darunter sechs Ärzte, zwei Chemiker, Assistenten und Sekretärinnen äußerst wichtig. Ein breites wissenschaftliches Spektrum erfordern Gutachten zur Schuldfähigkeit vor Gericht. „Wir sind jedoch kein „Überarzt“, wir sind Wegweiser und empfehlen dann Gutachten von Fachärzten“, hob Erfurth hervor, „gerade bei Fehlern von Ärzten.“
Die Anzahl der Obduktionen sei rückläufig. Wurden nach der Wende pro Jahr im Dresdener Institut etwa 1250 Leichen obduziert, seien es gegenwärtig ‚nur’ etwa 500 mit einem Kostenaufwand von je etwa 300 Euro. Oft wünschten Angehörige die Obduktion zur Feststellung der Todesursache, auch Ärzte zu eigenen Vergewisserung, die Erfurth als ‚Qualitätssicherung’ bezeichnete, denn: „Eine Leiche kann nicht lügen.“ Aus psychischem Selbstschutz dürfe man sich mit dem Verstorbenen nicht identifizieren. „Das fällt einem bei zu Tode gekommenen Kindern besonders schwer“, sagte Christine Erfurth. Sie selbst habe den Beruf praktisch in die Wiege gelegt bekommen, denn ihr Vater war Leiter der Mordkommission in Potsdam. In Dresden arbeitet Christine Erfurth schon seit 1979 am Rechtsmedizischen Institut in Praxis, Forschung und Lehre, hält neben ihrer Leitungstätigkeit auch rechtsmedizische Vorträge und veröffentlicht in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. RF