Mal wieder der Blick über den Tellerrand, heute in die Nachbarstadt Leipzig: „LVZ-Online“ hat eine Reihe von Gast-Bloggern verpflichtet. Während die Dresdner Tageszeitungen im Netz offenbar andere Strategien verfolgen, sind ab sofort (19. April 2010) drei Blogs bei lvz-online.de zu finden (vgl. „LVZ-Online“: „‚Hinterstübchen‘, Handballhalle und Webszene – LVZ-Online startet Weblogs„).
Ein maßgeblicher Kopf hinter der Maßnahme ist der Leipziger Blogger und Journalist Daniel Große, der hier im Blog presseclub-dresden.de schon häufiger erwähnt und verlinkt worden ist – beschäftigt er sich doch auch immer wieder in seinem Blog Grosse Worte mit Medienthemen.
Wir haben Daniel Große zur Bloggerei für „LVZ-Online“ interviewt:
Frage: Der Blogger ist doch – zumindest sehen das viele so – eigentlich der natürliche Feind der Tageszeitung. Ist es nicht ein Widerspruch in sich, für eine Tageszeitung zu bloggen?Daniel Große: Ich glaube, die Konkurrenzsituation zwischen Bloggern und Journalisten hat sich in den letzten Jahren etwas aufgeweicht. Mittlerweile respektiert man sich, zumindest ist das mein Eindruck. Ich bin in der komfortablen Lage, beides zu sein. Für meine Kunden blogge ich, aber nach journalistischen Maßstäben, die ohnehin jeder Blogger anwenden sollte. Sprich: Quellennennungen, wahre Inhalte und so weiter.
Außerdem musst Du unterscheiden: LVZ-Online ist nicht die Tageszeitung, ich arbeite für die Online-Redaktion und habe die Aufgabe, die Reichweite der Website zu vergrößern und, gemeinsam mit den Autoren, Themen zu erschließen, die bislang auf LVZ-Online noch nicht stattfanden.
Du schreibst ab und zu durchaus medienkritische Geschichten in deinem privaten Blog „Grosse Worte“. Wird es die weiter geben?
Große: Natürlich, warum auch nicht. Ich plane dies sogar für mein Blog bei LVZ-Online.
Würdest du auch auf Blogs verlinken, die die LVZ-Berichterstattung kritisieren?
Große: Ja, allerdings natürlich nicht, ohne das Ganze zu reflektieren und bei Bloggern und LVZ-Redakteuren nachzufragen. Vielleicht ist das ja eine Möglichkeit, eventuelle Missverständnisse auf beiden Seiten aus dem Weg zu räumen.
Was verdient man so als LVZ-Blogger?
Große: Ein siebenstelliges Jahresgehalt plus Firmenwagen. Scherz beiseite: Meine Aufgabe bei LVZ-Online ist es nicht, nur zu bloggen. Ich bin für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Blogs verantwortlich. Es sollen also noch mehr Blogs kommen, die weitere Themengebiete behandeln. Auch leite ich die Autoren an, mit WordPress zu arbeiten und habe ein wachsames Auge über die Blogs. Für diese Leistung bekomme ich ein angemessenes Honorar, das sich im regional üblichen Rahmen für Beratungsleistungen bewegt.
Wie ist die Entstehungsgeschichte deines LVZ-Blogs?
Große: Da ich bereits seit mehreren Jahren für die Printausgabe der LVZ schreibe, war der Weg zu LVZ-Online nicht weit, auch wenn es eine eigenständige Redaktion ist. Mit Holger Herzberg, dem Leiter von LVZ-Online, war ich seit längerem im Gespräch, es ergab sich für mich aus Zeitgründen aber nie die Möglichkeit, ein Teil des Teams zu werden. Mit der Etablierung der Blogs sieht das nun anders aus. Ich kann genau das machen, was ich gern mache – und bringe gemeinsam mit den Autoren LVZ-Online weiter nach vorn.
Und weil Du explizit mein Blog ansprichst: Ich kann in „Großes Netz“ nun Themen behandeln, die ich in meinem privaten Blog vielleicht nicht angesprochen hätte, einfach weil es nicht passt. In der Leipziger Web- und Kreativszene bewegt sich seit Anfang des Jahres sehr viel. Der Webmontag wird regelrecht überrannt von Teilnehmern, es gibt zahlreiche Twitter-Treffen und auch die Stadt Leipzig hat das Potenzial der Kreativen erkannt, veranstaltet Workshops und will sich der Branche öffnen. Es gibt also viel zu tun, diese Entwicklungen in meinem Blog zu dokumentieren.
Hier finden Sie den Bericht bei „LVZ-Online“ mit Verlinkung auf die Blogs: „‚Hinterstübchen‘, Handballhalle und Webszene – LVZ-Online startet Weblogs„
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