Kein Netzwerken, kein Open Mic, kein Plattform- oder Kreativwirtschaftsblablabla … Und doch irgendwie ein Treffen der Kreativbranche. Nur ohne Worthülsen. Eine Frage und immer zwei neue Antworten, um das kreative Dresden und seine ideenreichen Macher kennen zu lernen. Jenseits barocker Kulissen. Alle vier Wochen ein Abend, zweimal 15 Minuten für alles, was erzählenswert und mitreißend ist. Das ist UndSonstSo, jeden ersten Donnerstag im Monat in Dresden.
Ein Bericht von Ralf Lippold
Es war es wieder ein kreativer Traum beim Frisörsalon “Schnitte” im Hecht. Dort traf man sich am Donnerstag, den 3.12.2009, zum dritten UndSonstSo-Kreativtreffen. Rund 40 Kreative aus Dresden, Designer, Grafiker und andere Freiberufler waren gekommen, um einen Vortag und einen kurzen Film zu gutem Design zu erleben (wie sich im Verlauf des Abends ergab). Ein wahrhaft inspirierendes Veranstaltungsformat, das zum dritten Mal zu kontroversen, sichterweiternden und ohnehin interessanten Gesprächen anregte. Der Möglichkeitsraum des Neuen eröffnet sich an diesen Abenden regelmäßig bei den Zuhörern. Man erfuhr von Schriftenmalern, Helts (das ist ein Zwitter zwischen Mütze und Helm, das einem auf der Piste und auch beim Skaten den Schädel schützt), was Garagen mit Innovation zu haben und noch viel mehr. Zu finden auf der Homepage UndSonstSo.com.
Diesmal spielte sich alles in bereits erwähnter „Schnitte“ ab, inmitten historischer Friseurstühle. Während noch die letzten Handgriffe für das Live-Twittern aus der Veranstaltung heraus besprochen wurden ging es auch schon los. Bei twitter.com/UndSonstSo findet sich der Verlauf des Abends.
Zukunftsforscher und Visionär in Bezug auf Zukunftswelten Rainer Wasserfuhr betritt das Podium. Nach einigen Minuten und einem Gedankenspiel: „Was erlebten wir bzw. kannten nicht in 1989 – 2009 – 2029?“ spaltet der Vortrag bereits die knapp vier Dutzend Zuhörer in Befürworter und kritische Pessimisten. Es scheint unwirklich zu werden, was uns das Web so alles in der nahen Zukunft bescheren wird. „Sollen persönliche Gespräche und Beziehungen künftig nur noch im Internet, Facebook, XING und Co. stattfinden?“, ein Raunen geht durch den Raum. Angefangen von unkritischer Öffentlichkeit, Informationssammlung, Datenmengen, die nicht zu handhaben sind bis zu: “Wo soll das enden?” sind die erschreckten Reaktionen.
Nun war der Blick der Anwesenden geschärft für den sich anbahnenden weiteren Abend. Nach einer ausreichend langen Pause für klärende und erweiternde Gesprächen zum Thema mit Rainer Wasserfuhr und in kleinen Grüppchen ging es in die nächste Runde.
Anschließend ging es mit dem Designbüro NOSE aus Zürich weiter (einer der dortigen Designer wird in Kürze bei UndSonstSo zu begrüßen sein!). In einem Film wurde die Entwicklung einer Lawinenschaufel vorgestellt. Schweizer und deutsche Arbeitsweisen beim Finden von innovativen Lösungen kamen zum Vorschein. Die Teilnehmer des Abends verglichen eigene Erfahrungen mit den langatmig aussehenden Brainstorming-Sessions der Designer in Zürich. Probieren, probieren, probieren und dann im Fluss die richtige Lösung zur Fragestellung finden gegenüber kurzer Überlegung und genauer Ausarbeitung im oft beobachteten wirtschaftlichen Umfeld – das ist, was das Büro NOSE auszeichnet.
Alles in allem wieder ein wunderbarer Abend mit zahlreichen Gesprächen, neuen Verbindungen und vielem Gelerntem. Danke an die vertrauensvolle Überlassung der Räumlichkeiten einem Heer von Kreativen an die Chefin sowie den Jungs und Mädels von Neongrau und Snagly, die den Abend möglich machten.
Für die Zukunft: Kommen, schlauer werden und mit dem Gefühl wieder gehen, dass sich in Dresden einiges bewegt. Zuhören. Zuschauen. Und mitreden. Immer am 1. Donnerstag im Monat bei UndSonstSo.
Pingback: Dresden - Blog - 13 Dec 2009