Seit einigen Tagen sorgt es medial für Aufregung: Das Bild der Künstlerin Erika Lust, dass Helma Orosz fast nackt und in Strapsen zeigt und den Titel „Frau Orosz wirbt für das Welterbe“ trägt. Der „BILD“-Redaktion in Dresden ist das Ölgemälde, das zunächst auf der Webseite des Künstlerbundes Dresden zu finden war, heute einen großen Aufmacher wert (Screenshot). Gleich am Anfang heißt es: „Und das bei einem Verein, der sogar mit öffentlichen Geldern gefördert wird“.
Dagegen wehrt sich der Verein jetzt mit einem offenen Brief – veröffentlicht auf der Seite von „Dresden Fernsehen“ (als Zuschauernachricht). In dem (vermutlich echten) Brief, unterzeichnet von A. Kristine Schmidt-Köpf, heißt es u.a.: „Erstmals in seiner zwanzigjährigen Geschichte ist der Künstlerbund Dresden e.V. aufgrund durch die Boulevard-Presse erzeugten Drucks zu einer Zensur gezwungen.“
Auf der Webseite des Künstlerbundes ist das Bild inzwischen nicht mehr zu finden – dort steht der Text: „Nach einer unsachlichen Darstellung in der Bildzeitung und wegen angedrohter Streichung der existentiellen öffentlichen Mittel durch Teile des Dresdner Stadtrates, sieht sich der Künstlerbund Dresden gezwungen, das von Erika Lust eingestellte Bild von der Internetpräsenz zu entfernen.“
Weiter heißt es in dem Brief: „Es ist die BILD-Zeitung, die im konkreten Fall mit angeblicher Empörung Moralapostel spielt, die aber selbst genüsslich die inzwischen allgemein bekannte Abbildung der Künstlerin Erika Lust in viel größerem Stil veröffentlicht. Dabei wird übersehen, dass der Grund des Anstoßes bereits Monate lang auf anderen Homepages zu sehen war. Gleichzeitig lassen sich Stadträte von der BILD-Zeitung instrumentalisieren und empören sich spontan, ohne vorher beide Seiten anzuhören und anstatt den Journalismus der BILD-Zeitung strikt abzulehnen.“
Den ganzen Brief finden Sie auf den Seiten von Dresden Fernsehen unter dem Titel: „Öffentlicher Brief: Medienskandal um Künstlerbund Dresden„.
Im Angebot von Dresden Fernsehen finden sich eine ganze Reihe kontroverser Kommentare zum Thema: „Kampf ums Welterbe – Orosz wird „schamlos“ ausgenutzt! Was sagen Sie dazu?„.
Titel der „BILD“-Berichterstattung heute: „Oberbürgermeisterin Orosz ganz nackt im Internet!“
Ein Foto des Bildes ist auf der Webseite der Künstlerin zu finden.
Prof. Jürgen Schieferdecker sagt in der BILD „Wir machen der Künstlern keine Vorschriften. …“ recht so, im Grundgesetz steht es deutlich: Artikel 5 (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.
Der BILD jetzt die schuld an „Zensur + Druck“ zu geben, ist mehr als einfach. Der Künstlerbund hat Angst weniger Fördergelder zu bekommen, ich glaube nicht, dass die Räte Fördergelder streichen – den diesem Druck hält auch der Stadtrat nicht stand.
an den künstlerbund:
jetzt übertreibt mal nicht. für euch ist alles kunst…
und wer provozierende werke veröffentlicht, darf sich über die reaktion nicht wundern!
und ehrlich gesagt: euch geht es doch um das geld was ihr vom steuerzahler bekommt. sollt ihr auch haben, ich gönne euch das. aber wenn dann eine zeitung auf euer ‚lustiges‘ treiben aufmerksam macht, regt ihr euch wieder auf.
es scheint, als wäre euch dies liebste: geld einsacken, irgendwelche kunst machen bei der alles erlaubt ist, aber keiner bekommts mit und redet oder bewertet es.
das eine zeitung ein bild veröffentlicht, um was es im artikel geht, ist ja wohl logisch. ich hätte den artikel nicht lesen wollen, ohne das bild dabei zu sehen… was würde das bringen…
also butter bei die fische. ihr betreibt sehr sehr schlichte schuldverteilung!
Man sollte beachten das Frau Orosz exklusive Deals mit der BILD in Dresden hegt und pflegt. Im Wahlkampf war es Gang und Gebe, das zu bestimmten öffentlichkeitswirksamen Terminen (Besuch im Altersheim, Besuch bei Herrn Maffay im SOS Kinderdorf auf Mallorca) nur die BILD mit durfte. Da ist es nicht verwunderlich das die BILD hier hier die Hand wäscht die sie die ganze Zeit gefüttert hat. So was ist Bürgermeister einer Kulturstadt. Katastrophe.
ich bezweifel es stark, das fr. orosz die veröffentichung dieses ‚kunstwerkes‘ herbeigerufen hat. das ergäbe ja nun gar keinen sinn mehr. und bild ist schon immer ein cdu blatt. das ist nix neues… massenmedium eben
Hallo Tom,
das stimmt jan nun doch nicht ganz. Auch die Sächsische Zeitung war bei Peter Maffay dabei und hat berichtet. Und ich konnte ebenfalls mitfahren, als Vorsitzender des Preasseclubs Dresden (auf eigene Kosten, damit hier keine Irrtümer entstehen).
Also bitte vorher informieren und dann äußern.
Für mich ist das Kunst! Zumal Nacktheit ja offensichtlich sogar zur Masche der Künstlerin gehört. Allerdings würde ich es mir nicht in die Wohnung hängen. D. h., die Qualität will ich hier nicht beurteilen.
Und natürlich MUSS Kunst frei sein! Lasst euch nicht erpressen, Kreative aller Sparten! „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing“, ist ein Motto, das eines Künstlers unwürdig ist. Das hatten wir übrigens schon mal. Wenn öffentliche Mittel nur noch an genehme Organisationen oder Projekte vergeben werden, haben wir sie wieder – die Diktatur EINER Meinung.
Ich habe mir das Bild jedenfalls GERN angeschaut und musste sogar schmunzeln. Also Kompliment, Frau Lust!
Diese Frau Orosz ist eine Schande für die Stadt Dresden.
Seit Beginn Ihrer Amstzeit wurde der Ruf dieser schönen Stadt weltweit geschädigt. Bei den Dresdnern sorgt das für Unmut. Die Bürger haben aber natürlich das Recht sich durch eine witzig, satirische Art den Frust von der Seele zu malen.
Ich halte dieses Bild für eine sehr gelungene Karrikatur.
Das Urteil des Landgerichtes ist ja wohl ein Lacher.
Ich wünsche Frau Lust für die nächste Instanz viel Erfolg.
Es ist wieder soweit: Kunst muss sich erneut der Zensur der amtierenden Machtinhaber unterziehen und das in einem freien und demokratischen Staat. Für Deutschland ist die Kunstzensur nichts neues. Vergleiche im unfreien Umgang mit Kunst sind schnell zur Hand. Erinnerungen an die diktatorischen Maßregelungen im Nationalsozialismus oder des DDR-Regimes werden dabei leise wach. Aber in freien Zeiten eines souveränen und freien Staates ist diese Tatsache einfach absurd.
Die angebliche Kunst- und Kulturstadt Dresden katapultiert sich mit solchen gravierenden Massnahmen ins Abseits der kulturoffenen Welt und wird dabei zum Gespött des kunstliebenden Volkes. Das paradoxe daran ist, dass Oberbürgermeisterin Orosz das gleich selbst in die Hand nimmt.
Liebe Frau Orosz Kunst hat nicht die Aufgabe in irgendeiner Weise eine Würde oder eine Intimsphäre einer öffentlichen Person zu beeinflussen. Kunst sollte immer sagen können was sie will. Kunst sollte immer ein Ausdrucksmittel bleiben um das sagen zu können was auf anderem Wege nicht möglich ist. Dies zu steuern oder gar verbieten zu wollen führt die Kunst in eine Sackgasse und wird dadurch genau zum Gegenteil von dem was sie eigentlich sein sollte: ein Ventil! Sie müssen wissen, dass dieser Skandal wahrscheinlich nun erst recht zur Verbreitung des Bildes führen wird. Das Internet ist ein Selbstläufer und die undurchdringlichen Wege werden hoffentlich bald zur Veröffentlichung des Werkes beitragen. Und gerade Bilder die einem öffentlichen Skandal ausgesetzt werden, können sich einer gewissen Popularität sicher sein. Den Zorn der Kunstwelt aufsich zu ziehen war noch nie ein schlauer Schachzug.
Ob die Kulturtreibenden und Kunstschaffenden Dresdens das Verhalten von Frau Orosz tolerieren werden, wird sich zeigen. Frau Orosz und das Gericht setzen auf jeden Fall mit diesem Urteil ein ganz klares Negativzeichen für die Kunst in der Stadt. Armes Dresden!