Der Medienexperte der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag, Heiko Hilker, hat am Donnerstag in einer Pressemitteilung die Anzeigenschaltung der Staatsregierung in der Zeitschrift „Skunk“ stark kritisiert. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung: „…besteht doch offenkundig der Verdacht der verdeckten Unterstützung einer parteipolitischen Richtung aus Mitteln der Staatsregierung“.
„Skunk“-Objektleiter Peter Dyroff reagierte promt mit einer eigenen Pressemitteilung mit der Überschrift „‚Medienexperte‘ nicht nur auf dem linken Auge blind“, in der er stellenweise sehr ausfallend und persönlich wird. Zitat: „Vielleicht versucht man auch hier nur, ein der Fraktion DIE LINKE missliebiges Magazin auf diese Art und Weise auszuschalten.“
Die „Morgenpost Dresden“ hat das Thema unter der Überschrift „Steuermissbrauch? Streit um Staats-Annoncen im ‚Skunk‘“ (zu finden bei SZ-Online unter dem Unterlink Lokalausgabe Chemnitz) aufgegriffen und einen O-Ton von Sozialministeriumssprecher Ralph Schreiber zu den Anzeigenschaltungen eingeholt:
„Wir haben die Anzeigen zielgruppenorientiert geschaltet, in Tageszeitungen Skunk und Spießer. Gerade um kein Medium zu bevorzugen. Dem Ministerium ist keine parteipolitische Gewichtung aufgefallen.“
Er hat nicht wirklich in dem Blatt gelesen. Die einseitige parteipolitische Ausrichtung der Zeitschrift hat etwa der Blog Sax Royal vorher schon einmal sehr deutlich kritisiert, sie müsste selbst dem ungeübten regelmäßigen Leser aufgefallen sein. Sie ist auch naheliegend, wenn man die Parteizugehörigkeit nicht nur der Herausgeber, sondern auch des Machers kennt; der Skunk-Objektleiter und verantwortlicher Redakteur Peter Dyroff ist etwa im Wahlkampf 2004 bei der Komunalwahl für die CDU angetreten.
Bei den Anzeigen in der „Skunk“ allerdings von einer „Staatsfinanzierung“ und dem „Missbrauch von Steuergeldern“ zu sprechen, scheint ein wenig übertrieben.
Im folgenden dokumentieren wir die Pressemitteilungen von Heiko Hilker und „Skunk“-Objektleiter Peter Dyroff:
Die Pressemitteilung von MdL Hilker:
Hilker: Werbemittel-Füllhorn der Staatsregierung über JU-nahem Magazin „Skunk“ – Missbrauch von Steuergeldern
Medienexperte der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Heiko Hilker, fordert von der Staatsregierung mehr Transparenz bei Verwendung von Steuergeldern für Werbekampagnen: Erst durch eine Kleine Anfrage von mir (Drucksache 4/13856) kam heraus, dass die Staatsregierung im Verlaufe mehrerer Jahre insgesamt 31.646,66 Euro in Anzeigen in einem nach einer weltweit bekannten Cannabis-Sorte benannten Jugendmagazin „Skunk“ gesteckt hat. Ob dies damit zusammenhängt, dass die drei verantwortlichen Redakteure von „Skunk“ zugleich Herausgeber des Magazins der Jungen Union Sachsen und Niederschlesien, „Die Schwarzen Seiten“, sind, weiß ich nicht.
Dass die Staatsregierung Anzeigen in einem laut mediadaten-online.com Magazin mit nicht IVW-geprüfter Auflage schaltet, die die bei „Mediaten online“ ausgewiesenen Listenpreise (1.100 Euro für eine ganze Seite) zu übersteigen scheinen, wenn die auf meine Anfrage gegebenen Antworten der Staatskanzlei zutreffen, verwundert. Vor allem aber erstaunt, dass die Landesregierung und ihre Ministerien das Füllhorn der Steuergelder über einer Publikation ausschütten, deren Mitglied in der Landespressekonferenz Sachsen, Peter Dyroff, zugleich Ansprechpartner des JU-Magazins „Die Schwarzen Seiten“ ist.
Sehr passend scheint es jedenfalls zu sein, dass sich in der Ausgabe Juli 2008 ein devotes Interview mit dem neuen CDU-Ministerpräsidenten zu gleichen Teilen die Seite mit einer Großanzeige der CDU-Fraktion teilt. Einen Monat später wurde Tillich – wieder auf der Seite 16 – groß ins Bild gesetzt, erneut kombiniert mit einer Anzeige der CDU-Fraktion. In der im Internet zugänglichen September-Ausgabe („Skunk digital“) finden wir ein Geleitwort von CDU-Kultusminister Wöller, eine Großanzeige des Justizministeriums zum „Tag der Justiz“ (Kostenpunkt: 2.890,51 Euro), einen Beitrag über das Sommerfest der Jungen Union Freiberg, eine Anzeige des CDU-Landtagsabgeordneten Grappatin und die wohl obligatorische Annonce der CDU-Fraktion, die diesmal nicht, wie zuvor wiederholt, das „sichere Sachsen“ beschwört, sondern das „Bildungsland Sachsen“ ausruft. In der Oktober-Ausgabe wird schon wieder der Ministerpräsident interviewt, diesmal zum Film „Krabat“.
Ungeachtet dessen, dass gelegentlich in einer Extra-Rubrik kurz vor Schluss des Heftes Vertreter verschiedener politischer Jugendorganisationen zu einem bestimmten Thema was sagen dürfen und das Blatt sich einen coolen Anstrich mit Überschriften wie „Du hast den geilsten Arsch der Welt“ gibt, besteht doch offenkundig der Verdacht der verdeckten Unterstützung einer parteipolitischen Richtung aus Mitteln der Staatsregierung. Ich erwarte, dass die CDU-dominierte Staatsregierung sich gerade im Wahljahr solchenMissbrauchs von Steuergeldern enthält.
Die Pressemitteilung von „Skunk“-Objektleiter Peter Dyroff
Medienexperte“ nicht nur auf dem linken Auge blind
Nach einer schon etwas eigenartig anmutenden Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE und der dazugehörigen Pressemitteilung von heute sehen wir uns nun doch gezwungen, Stellung zu beziehen.
SKUNK ist ein Stinktier. Das Magazin mit diesem Namen wurde 1997 ins Leben gerufen als Gegenstück zu einem extrem konservativ klingenden Heft, in welchem man u.a. „linke“ Politik suggerierte. Wenn die Linksfraktion SKUNK in erster Linie mit Drogen in Verbindung bringt, dann stellt sich schon die Frage, woher dieses Detailwissen kommt – zumindest unserer Redaktion war es bis vor Kurzem überhaupt nicht bekannt, dass es diese Droge gibt. Da aber die Fraktion DIE LINKE seit einiger Zeit energisch auf die Freigabe von Drogen hinarbeitet, könnte es da nicht vielleicht sein, dass man dort das Produkt schon getestet hat? Nur so wäre es auch zu erklären, dass in der Kleinen Anfrage auf die Internetseite www.skunk.de hingewiesen wird, aus welcher klar die Jahreszahl 1997 hervorgeht und eben nicht das benannte Jahr 2001, seit dem angeblich SKUNK aufgelegt wird.
Der für SKUNK verantwortliche Redakteur ist laut dem für jeden lesbaren Impressum Peter Dyroff. Die Herausgeber sind für den Inhalt weder verantwortlich noch arbeiten sie in der Redaktion mit und können schon von daher keine „drei verantwortliche Redakteure“ sein, wie in der Pressemitteilung der Fraktion DIE LINKE heute behauptet wird.
Wenn der „Medienexperte“ sich bei Mediadaten-online eingeloggt oder einfach bei uns die Mediadaten eingefordert hätte, so wäre wahrscheinlich auch ihm klar geworden, dass sich die genannte Summe auf eine Regionalausgabe bezieht und eben nicht auf die Gesamtauflage. So kostet die aktuelle Anzeige des SMWK zum „Studieren probieren/Tag der offenen Tür an Sächsischen Hochschulen“ laut Liste 5.720 Euro netto, die aber aufgrund von Verhandlungen mit der zuständigen Sachbearbeiterin auf 2.600 Euro netto gedrückt wurde. Gerade hier zeigt es sich, dass die Ministerien sehr wohl mit Haushaltsmitteln umgehen können. Wir sind hier genauso Bittsteller wie jedes andere Magazin in Sachsen und müssen leider auch um jede Anzeige jeden Monat erneut kämpfen, was uns logischerweise auch andersrum lieber wäre; denn leider gibt es bei uns fast keinen Anzeigenpartner, der ohne mit der Wimper zu zucken den vollen Listenpreis bereitwillig auf den Tisch legt.
Wer trotz dieser bekannten Fakten davon spricht, dass SKUNK ein „Werbemittel-Füllhorn der Staatsregierung“ sei, der scheint es nicht gewohnt zu sein, jeden Monat erneut um seinen Arbeitsplatz kämpfen zu müssen. Als einem vom Staat mit hohen Tantiemen ausgestatteten Landtagsabgeordneten der Fraktion DIE LINKE hat man es wohl nicht mehr nötig, Medienrecherchen objektiv durchzuführen.
Vielleicht versucht man auch hier nur, ein der Fraktion DIE LINKE missliebiges Magazin auf diese Art und Weise auszuschalten.
Und was das Cannabis betrifft, wie sollte die Sommertour 2005 der PDS-Jugend lauten? „Schöner leben mit Drogen, wenn wir uns richtig erinnern. Auf der Internet-Seite www.junge-linke-sachsen.de wird sogar von einem „Recht auf Rausch“ gesprochen.
Wer es braucht, Herr Hilker – „SKUNK – Das Jugendmagazin“ jedenfalls nicht!
Ein Streit, der zwar amüsant, aber doch letztlich belanglos ist. Wer jemals auch nur ein paar Blicke in dieses vermeintliche „Jugendmagazin“ geworfen hat, der weiß, dass sich niemand freiwillig durch eine solche gedruckte Ödnis schlägt – jedenfalls ganz bestimmt keine Jugendlichen.
Ja, das stimmt wohl. Wer diese sogenannte Zeitschrift ernst nimmt und dort Anzeigen schaltet, ist selbst schuld. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass die in den Mediadaten angegebene Auflage erstunken und erlogen ist. IVW-geprüft ist sie ja wohl nicht.
Schade um das Papier.