„Die Marke Dresden soll entwickelt werden. Dazu braucht Dresden einen Marketingspruch“, forderte Peter Bossert (Foto r.), Interimschef der eben aus der Taufe gehobenen Dresden Marketing Gesellschaft (DMG), bei einem Gespräch mit Journalist Heinz Ruhnau im Presseclub Dresden. Beides scheint gleichschwer, ist jedenfall bisher nicht so richtig geglückt.
Seit der überraschenden, ja galoppierenden Auflösung der Dresden Werbung und Tourismus GmbH (DWT) durch Oberbürgermeisterin Helma Orosz müsse sich Dresden dringend neu auf dem Tourismusmarkt positionieren. Besonders, wenn es mit anderen vergleichbaren Großstädten wie Köln, Hamburg, München, Stuttgart mithalten wolle.
Bossert: Synergie-Effekte nutzen
Der Erfolg der neuen Marktorientierung, sagte Bossert, hänge von den Mitteln ab, die der Stadtrat zur Anschubfinanzierung bewillige. Ohne Moos nichts los, und im Tourismus schon gar nicht. Danach könne man ein Konzept erarbeiten, das möglicherweise Visionen für die Stadt an der Elbe befördere. Für das Konzept aber müsse unbedingt eine Agentur von außen engagiert werden mit einem unverstellten Dresden-Blick. Das habe, so klang aus Bosserts Argumentation heraus, der Stadtrat wohl noch nicht in aller Konsequenz verinnerlicht.
Kardinalfrage: Welches Dresden-Bild haben die Gäste? Dazu müsse man diese befragen. Internationale Gäste nehmen zu, nationale Gäste bleiben zusehends aus. Es wurde versäumt, den polnischen und russischen Tourismusmarkt zu bewerben. Dann muss sich Dresden hoffentlich sehr bald darüber im Klaren sein, wo es Prioritäten setzen will: Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung oder Stadt im Grünen mit Freizeiteffekt. Alle Facetten zu bewerben sei ineffizient.
Erfolgversprechender seien Synergie-Effekte, etwa Wissenschaft und Forschung intensiv zu bewerben mit Kunst und Kultur im Schlepptau. „Der Kongresstourismus ist in Dresden total unterentwickelt“, kritisierte Bossert.
Scharfe Kritik am Stadtrat
Kritikwürdig fanden die versammelten Journalisten auch die Art und Weise, wie der Stadtrat mit dem aus dem Hut gezauberten Interimsgeschäftführer umgeht: Erst wird der im Ruhestand befindliche langjährige Drewag-Chef Hals-über-Kopf kurz vor einem Opernbesuch (Trobadour) zur „Rettung“ engagiert, dann wird seine Wirkungszeit von sechs auf drei Monate beschnitten (was kann man aber in drei Monaten schon konzipieren?), dann wird er bei Vorgesprächen im Stadtrat nicht um seine Meinung gefragt und schließlich während der Ernennungssitzung dreimal wieder aus dem Plenarsaal geschickt: Man sei noch nicht so weit.
Vielleicht findet sich ja jemand, der dem Stadtrat erst mal Manieren beibringt.
Roland Fröhlich
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