Ein flammendes Plädoyer für Toleranz und Humanität hielt der katholische Pfarrer Stefan Hippler (Foto: rechts) bei der Verleihung des Erich-Kästner-Preises 2008. Er erhielt die Auszeichnung des Presseclubs Dresden vor etwa 130 Gästen Anfang November im Schloß Albrechtsberg.
Jährlich würden 1,3 Billionen Euro für Rüstungszwecke ausgegeben. Mit einem Bruchteil dieser Summe könnte den akut vom Hungertod betroffenen 9,2 Millionen Kindern in aller Welt geholfen werden, mahnte Hippler.
Kritik am ungezügelten Kapitalismus
Für den selbstverständlichen Erhalt des Lebens müssten immer wieder sogenannte Geberkonferenzen einberufen werden, während der aufgeblähte Rüstungsetat der sogenannten zivilisierten Staaten eine feste Größe sei. Der ungezügelte Kapitalismus treibe gerade gegenwärtig unvorstellbare Auswüchse. „Diese Blasphemie wird zum Kult erhoben“, wetterte Stefan Hippler, „die Fragen von Gerechtigkeit und Frieden bleiben auf der Strecke.“
Toleranz sei eine der Voraussetzungen für die Begegnung der Völker. Toleranz, Geduld und Verständnis sei auch Grundlage zur Bekämpfung von AIDS. Seit 2001 engagiert sich Pfarrer Hippler mit seiner Organisation „HOPE“ in der Prävention gegen AIDS in Südafrika. Für Medizinstudenten mit Schwerpunkt AIDS-Prävention ermögliche die Private Public Partnership in Kapstadt ein Elective Studies Programm zur zweisemestrigen speziellen Ausbildung.
Theologie für AIDS gefordert
„Ich stehe nicht hier, um Lorbeer zu ernten für meine Tätigkeit und die Arbeit meiner Mitarbeiter, sondern um Hoffnung und Mut zu tanken für die Zukunft.“ Pro Tag gebe es in Südafrika etwa 800 HIV-Infizierungen und bis zu tausend Todesfälle. Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen forderte der Katholik Hippler: „Wir brauchen eine Theologie für AIDS und keine Entschuldigung dafür, was wir vor 50 Jahren falsch gemacht haben und Millionen Tote später.“ Und er fügte kritisch hinzu, leider gebe es in seiner Kirche nicht die beste Streitkultur.
In seiner Hope-Township nahe Kapstadt sei Dresden bekannt durch die besondere Hilfe zum Beispiel von Unternehmerin Viola Klein. Erich Kästner wäre stolz auf diese Dresdner, betonte Hippler.
Zuvor zitierte der Schauspieler Ben Becker in seiner Laudatio in ergreifender Weise einen Bericht aus Stefan Hipplers Buch „Gott, Aids, Afrika“ über den letzten Geburtstag eines Aids-kranken elfjährigen Jungen. Er mahnte die Regierungen mehr für die Aids-Hilfe zu tun.
Politik glänzte durch Abwesenheit
Aber gerade die sächsische Landesregierung wie auch offizielle Vertreter der Landeshauptstadt glänzten bei dieser Verleihung des Erich-Kästner-Preises durch Abwesenheit, wie Presseclubchef Dieter Hoefer kritisch anmerkte. Wahrscheinlich berührte die Damen und Herren das HIV-Thema moralisch weit weniger als sich das Auditorium im Kronensaal betroffen fühlte. – „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, grüßt Kästner.
Roland Fröhlich
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