Der Online-Dienst Telepolis beschreibt unter der Überschrift „Schaulauf der Dummheit und eine Ausnahme„, wie der bayrische NPD-Spitzenkandidat zwei Moderatoren des Bayrischen Rundfunks vorführt. Ein trauriges Beispiel dafür, wie öffentlich-rechtliche Journalisten beim Umgang mit der NPD scheitern können – und schon jetzt eine Mahnung für sächsische Journalisten, sich für das Jahr 2009 gut vorzubereiten.
Telepolis beschreibt den Auftritt des NPD-Kandidaten Rosmüller in der Sendung der beiden Moderatoren Matthias Keller-May und Andreas Bachmann. Beide werfen dem NPD-Vertreter nur Stichworte hin, die dieser rhetorisch geschickt kaschiert. Rosmüller ist der vierte Vertreter einer kleineren Partei, der ins Kreuzverhör genommen werden soll. Telepolis schreibt:
„Nun folgte der skandalöse Teil des Abends. Moderator Andreas Bachmann kündigte mit selbstverständlichsten Worten die NPD und ihren Vertreter Sascha Rossmüller an. Kein Wort über den Rechtsextremismus der Partei, kein Wort über Rossmüllers Karriere als Gründungsmitglied des später verbotenen Nationalen Blocks, kein Wort darüber, dass dieser Herr schon mal Todesdrohungen gegen politische Gegner ausspricht.“
Und weiter:
„Andreas Bachmann will von dem Rechtsextremisten wissen, wie seine Forderung, parteipolitische Kampagnen hätten an den Schulen nichts zu suchen, mit der Verteilung der NPD-Schulhof-CD zusammenpasse. Rossmann: ‚Die CDs werden vor den Schulen und außerhalb der Schulbereiche verteilt.‘ Das war’s! Kein weiteres Nachhaken, keine Konfrontation mit den Inhalten dieser CD.“
Bei Youtube findet sich ein Mitschnitt vom Auftritt Rosmüllers:
Das weckt dunkle Erinnerungen an die Wahl 2004. Damals hatte MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich ein Interview mit NPD-Spitzenkandidat Apfel abbrechen lassen und den Vorgang später laut Spiegel-Online als eine „möglicherweise sich entwickelnde sehr undemokratische Gesprächskultur“ bezeichnet.
Spiegel-Online schrieb über den Vorgang unter der Überschrift: „ARD-Chefs streiten über Eklat beim NPD-Interview„: „Bei beiden öffentlich-rechtlichen Sendern war damit das Vorhaben gescheitert, den NPD-Kandidaten in eine sachliche Diskussion zu verstricken, ohne rechte Parolen übertragen zu müssen.“
So stellt sich die Frage, ob und wie sächsische Medien sich auf den Umgang mit der NPD im Wahlkampf 2009 einstellen.
Ist das eventuell der Grund, warum rechten Demos und Veranstaltungen „keine Plattform geboten werden soll“ ?
Das ärgert mich schon lange, dass es darüber so gut wie keine Berichterstattung in Dresdner Tageszeitungen gibt.
„Eine Schande für den öffentlich-rechtlichen Journalismus in Deutschland“ nennt Stefan Niggemeier die beiden BR-Moderatoren in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“:
http://tinyurl.com/3p9c7p
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