Mitte Juni sah die Sächsische Zeitung auf einmal – wie gemeldet – stark verändert aus. Grund genug für uns, den Chefredakteur Uwe Vetterick nach den Veränderungen zu fragen.
PC: Was genau hat sich mit dem Relaunch verändert?
Uwe Vetterick: Ich bin durchaus kein Gegner moderner Begriffe. Aber auf uns bezogen möchte ich nicht von einem Relaunch sprechen, sondern von einer Modernisierung – und zwar einer, die Bestehendes nicht einfach zerstört, sondern behutsam weiterentwickelt. Unsere Maxime dabei hieß: mehr Qualität, Kontinuität, Praktikabilität.
Was bedeutet das konkret?
Vetterick: Mehr Qualität heißt, dass wir der Zeitung eine wertigere Anmutung geben und gleichzeitig den Lesern das Lesen erleichtern wollten. So haben wir etwa die Überschriften schlanker gestaltet und gleichzeitig die Grundschrift vergrößert. Insgesamt wirkt das Schriftbild jetzt feiner. Auch setzen wir horizontale und vertikale Linien ein, um Artikel klar voneinander zu trennen oder einander zuzuordnen und so dem Auge des Lesers schnell Führung zu geben.
Kontinuität war uns ebenso wichtig. Das zeigt sich besonders im Schriftbild: es beruht auf einer Schrift, einst “ SZ Headline“ genannt, die in den 1990er Jahren eigens für die SZ entwickelt und genutzt wurde. Sie ist jetzt von einem Schriftdesigner optimiert worden. Auch die Spaltenlinien hat es ja früher schon gegeben. Und schließlich die Praktikabilität: Das neue Layout sollte für die Redaktion leicht zu handhaben sein. Deshalb haben wir es auch von innen heraus – also ohne externe Berater – entwickelt und die einzelnen Mantelressorts und Lokalredaktionen einbezogen.
Was wird sich noch verändern?
Vetterick: Innerhalb der Layout-Modernisierung erst mal nichts. Dieses Projekt haben wir erfolgreich abgeschlossen.
Wie ist das neue Layout angekommen? Gab es Feedback?
Vetterick: Ihr Frage zielt sicherlich auf eine Sorge ab, die jede Zeitungsredaktion bei einem solchen Projekt quält: dass sie damit nicht im selben Maß neue Leser gewinnt, wie sie bisherige verschreckt. Ich gebe zu, dass auch wir mit dieser Sorge lebten. Aber heute kann ich erleichtert sagen, dass sie unbegründet war. Von den bundesweit 813.000 Menschen, die uns laut aktueller Media-Analyse lesen, haben ganze 74 auf das neue Layout reagiert, 25 von ihnen positiv. Und von den 49 Kritikern kamen durchaus wertvolle Anregungen, die wir nachträglich aufgegriffen haben, wie etwa zur Gestaltung der Wetterkarte oder des TV-Programms. Angenehm überrascht hat uns auch, dass es bis heute nicht eine Kündigung des Abonnements gab, die sich explizit auf das neue Layout bezieht.
Sie sind mit dem Ziel und dem Auftrag angetreten, die Auflagenverluste zu bremsen – gleichwohl ist die Auflage erneut gesunken. Können Sie das erklären?
Vetterick: Wie Sie schon ganz richtig sagen, ist es unser Ziel, den Auflagenverlust zu bremsen. Und da sind wir in den vergangenen Monaten einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gegangen: Die aktuellen IVW-Zahlen für das zweite Quartal 2008 weisen erstmals seit zehn Jahren einen Rückgang der Abo-Auflage von unter drei Prozent aus. Das ist der kreativen und einsatzstarken Arbeit der SZ-Redaktion und dem professionellen Zusammenwirken mit dem Verlag zu verdanken.
Wir wollen weiter auf diesem Weg gehen, wissen aber auch, dass es ein langer und steiniger Weg ist.
Wie sehen Sie persönlich die Zukunft der Lokalzeitung?
Vetterick: Über die Zukunft der Lokalzeitung wage ich keine Prognose abzugeben, wohl aber über die des Lokaljournalismus: Es wird immer Menschen geben, die bereit sind, für verlässliche lokale und regionale Informationen Geld auszugeben. Es wird meines Erachtens in Zukunft immer wichtiger, dass wir relevante Informationen generieren, gewichten und verständlich präsentieren – gemäß unserem Motto: Dem Leser Orientierung geben. Ob wir das in zehn, zwanzig Jahren auf Papier, im Internet oder über noch zu entwickelnde Medien realisieren, ist kein Problem des Journalismus, sondern der Technik.
Herr Vetterick, vielen Dank für das Interview.
Sehr geehrter Herr Vetterick,
die sehr oft grün/rote Berichterstattung, besonders die Beiträge zur Brücke, sind für den objektiven Leserkreis belastend.
Der Beitrag des Herrn Saft, SZ vom 13.09.08 Seite 8, ist einfach bedauerlich. Ihr Mitarbeiter sollte das Handbuch der Herrenmode von Bernhard Roetzel lesen. Kurze Hosen sind stilistisch zweifelhaft und haben in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Von Zucht und Ordnung darf man heute nicht reden weil es einfach nicht gewünscht ist. Das Resultat erleben wir täglich.
Ich kündige mein langjähriges Abonnement mit sofortiger Wirkung und verbleibe trotzdem mit freundlichen Grüßen. J. Ziegler
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