Hundert Jahre und kein bißchen klapprig ist die Kläranlage Kaditz. Im Gegenteil, durch ständige Investitionen (350 Millionen Euro von Eschdorf bis Kaditz) werden Grobrechen, Feinrechen, Sandfang, die in vergangenen Jahren verzehnfachte Fläche biologischer Klärbecken, insgesamt 200 im Einzugsgebiet verteilte Pumpstationen und die elektronische Steuerung auf dem neuesten Stand gehalten. Abgesiebter Klärschlamm wird in der Humuswirtschaft verwendet.
Nicht ohne Stolz präsentieren Johannes Pohl, technischer Geschäftsführer des Klärwerkes, und Pressesprecher Torsten Fiedler den Mitgliedern des Presseclubs Dresden, trotz herbstlichen Wetters zum Sommeranfang, die hochmoderne, leise rauschende oder brummende Anlage in den frisch renovierten charakteristischen Hochbauten von Stadtbaurat Prof. Architekt Hans Erlwein (1872-1914) mit den gediegenen Dachlandschaften und dem Königlichen Oberbaurat Hermann Klette (1847-1909) für die Tiefbauten.
Prominenz wie die Prinzessin von Thailand und der Ministerpräsident von China besichtigten schon die Kaditzer Anlage, welche zum IWAS-Forschungsprojekt des Dresdner Helmholtz-Institutes gehört. Der Knaller für den Winter: Durch Wärmeumwandler könnte man mit dem Abwasser von 50 Wohnungen eine Wohnung beheizen!
Dresden errichtete 1910 eine der ersten Kläranlagen Deutschlands. Heute zählen das Schönfelder Hochland, Bad Gottleuba-Berggießhübel, Pirna, Dohna, Heidenau, Kreischa, Bannewitz, Freital und Tharandt zu den Schmutzwasserlieferanten. „Ein Klärwerk ist auch ein Geschäft“, betont Johannes Pohl, „mit 1732 Kilometern unterirdischer Adern, dazu das Doppelte an privaten Anschlüssen.“
Bei starkem Regen ist im Netz Stauraum für 60 000 Kubikmeter Mischwasser. Für 90 Liter Abwassereinigung zahlen die Kunden am Tag 20 Cent, bei 520 000 Kubikmetern am Tag und 55 Millionen Kubikmetern im Jahr, für 2009 ein Umsatz von 87 Millionen Euro. Im Klärwerk wird jeder Tropfen zu Bargeld. Davon leben insgesamt 412 Beschäftigte, inklusive 30 Auszubildende.
Der „Duft“ im Klärwerk ist für die Journalisten erträglich, denn durch die „Wandelgänge“ über den drei bis vier Meter tiefen Kanälen ziehen sich Belüftungsrohre. Schon am Eingang werden die Gäste begrüßt von quirlend in das Pflaster eingelegten bunten Umwelt-Sprüchen. Funktionstafeln erläutern den sinnfälligen Weg des lebenspenden Wassers vom ebenfalls von Hans Erlwein errichteten Trinkwasser-Brunnenwerk Hosterwitz durch das kilometerlange weit verzweigte Versorgungsnetz in die Dresdner Haushalte, Betriebe und nach der Kaffeepause von dort in die Sammler und Abfangkanäle zum Klärwerk Kaditz, von wo es gereinigt, in der Mitte des Stromes, der Elbe wieder zugeführt wird. Am 13. Juni, 11 bis 19 Uhr, ist Tag der Offenen Tür in der Scharfenberger Straße 125 – Gäste sind herzlich willkommen. Roland Fröhlich
Berücksichtigen Sie auch die sehr sehenswerte virtuelle Zeitreise mit Fotos auf den Webseiten der Stadtentwässerung Dresden.