Hat der Presseclub Dresden in der medienübersteuerten Zeit noch eine für Journalisten informative Existenzgrundlage? Welche Veränderungen sind seit der Clubgründung 1991 durch Henning A. Thiemann in der Medienlandschaft, im Sponsoring und damit im Clubleben eingetreten? Wie können wir dem latenten Mitgliederschwund begegnen? Womit können wir neue und junge Mitglieder werben? Ist unser Internet-Portal ein Entrée in den Presseclub?
Mit einer Fülle von Fragen eröffnete Medienexperte Peter Stawowy am „Cluboffenen Abend“ anhand seiner verantwortungsvollen Portalpflege und kritischen Lese-Analyse der Presseclub-Website für etwa 20 anwesende Clubmitglieder eine lebhafte Diskussion. Einige wichtige Argumente seien hier zusammengefasst:
Die von Professor Wolfgang Donsbach (Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden) gelobte Presseclub-Website wird seit ihrer kontinuierlichen Pflege ab September 2007 (1.455 Besucher) bis Februar 2010 (7.124 Besucher) zunehmend frequentiert. Insgesamt verzeichnete Stawowy stolze 156.753 Zugriffe. Bei dem seit August 2009 von Stawowy betriebenem Presseclub-Blog gibt es 642 Einträge und 747 Kommentare von Clubmitgliedern und Außenstehenden.
Höhepunkte der Diskussion waren unter anderem die schlagartige Auflösung der Dresden Werbung und Tourismus GmbH, die Diskussion um das Nacktbild von OBin Helma Orosz durch eine Dresdner Malerin, das vorübergehende Verschwinden der MDR-Internetseiten und die Kritik am Relaunch von SZ-Online. Dazu kommen einzelne Anfragen und Bitten um Veröffentlichungen von Themen. Die spontane Umfrage ergab, dass einige Clubmitglieder den Blog zwar kennen, aber nur wenige ihn nutzen – die hohen Zugriffszahlen kommen also offenbar von Außenstehenden.
Peter Stawowy ermunterte alle Anwesenden und hiermit auch alle nicht anwesenden Clubmitglieder und Interessenten, sich lebhafter in Website und Blog mit Empfehlungen oder Kritik einzuklinken. Kritik aus dem Plenum blieb nicht aus: Für Neugierige und Club-Interessierte sei der Einstieg in die Seite zu kompliziert. Allgemeines über den Presseclub fehle gänzlich oder sie nicht zu finden. Neuigkeiten aus der Branche werden, sagte Stawowy, sobald verfügbar eingepflegt – die Presseclub-Seite sei vermutlich mit das bekannteste Medienblog in Dresden oder sogar Sachsen, Stawowy weiter. Er verwies darauf, dass er nicht noch die Öffentlichkeitsarbeit des Clubs erledigen könne und wolle.
Gründungsmitglied Jürgen Richter (SZ-Radakteur i. R.) fühlt sich durch die Seite gut informiert, Kraft und Ausstrahlung des Presseclubs könnten jedoch deutlicher an die Öffentlichkeit treten. Zu selten seien Kommentare und Artikel von Clubmitgliedern – Frage: Sind diese „schreibfaul“? Es sollten sich mehrere Schreiber zur Information über Clubabende bereitfinden. Allgemein mangele es an der Außendarstellung des Presseclubs, hieß es.
Die „Gründerjahre“ der 1990er, in denen politische wie wirtschaftliche Prominenz in den Presseclub drängte, sei endgültig vorbei und damit auch die „goldenen Jahre“ des Sponsoring. Dies habe auch gravierende Auswirkungen auf die meist beliebten Clubfahrten, betonte Vorsitzender Dieter Hoefer. Zur Fahrt in den Kunsttempel Berlin-Friedrichstadt (21. April) hätten sich nur elf Personen gemeldet.
Grund dafür sei auch, dass die seit den 1990ern sich tsunamiartig entwickelnde Informationsflut weniger Freiraum für eigene Interessen lasse. „Wir müssen uns davon lösen“, forderte Karsten Schlinzig (Innenministerium), „dass wir gesponsert werden.“ So wie der Sommerschwatz ein ständiger Erfolg sei, könne der Club auch mal eine Presse-Brunch organisieren, schlug Katrin Saft (SZ-Redakteurin und Initiatorin dieses Diskussionsabends) vor. Sie will nun einen Fragebogen erstellen, der an alle Mitglieder gehe und diese zur Wahrnehmung und den Erwartungen an den Club befrage.
Der Presseclub müsse mehr nach außen gehen. Synergie-Effekte mit dem ähnlich gelagerten Deutschen Journalistenverband wären möglich, sagte DJV- Vorsitzende Sabine Bachert. Im Presseclub erfahren Journalisten, Pressesprecher und Public-Relation-Agenten nicht mehr wie früher im Interviewpartner den aktuellen Informanten und die „heißen News“. Vielmehr sei, so Heinz Ruhnau (Sachsengast), in Gesprächen „mit Geschäftsführern, Ministern oder Vorstandsmitgliedern mehr den Menschen“ zu erleben. Roland Fröhlich