„Die Nutzung der Industrie-Brache ‚Aurora‘ zum Kultur-Kraftwerk ist eine tolle Idee!“, sagte Matthias Horst, Vorsitzender der Dresdner Architektenkammergruppe, im Gespräch mit Journalistin Bettina Klemm. Thema des Club-Abends im Presseclub Dresden war „Neue Architektur in Dresden“.
Die Verbindung von Staatsoperette und Theater der Jugend, praktisch in einem Hause, berge viele Synergie-Effekte, so Horst. Davon könnten beide Theater kostensparend profittieren. Horst verteidigte auch den Innenumbau des von außen denkmalgeschützten Kulturpalastes als notwendig und sinnvoll. Nach vierzig Jahren brauche das Gebäude eine Erneuerung, die Philharmonie (60 Prozent Nutzung) eine Spielstätte mit Probenräumen, die Städtische Hauptbibliothek ein eigenes Zuhause, das Kabarett „Herkuleskeule“ einen zentralen Spielort und Einheimische wie Gäste eine florierende Gastronomie im Parterre mit Ticketschalter und Frauenkirche-Zentrum.
„Diese Mischung, so ein Mini-Centre-Pompidou, hat etwas Aufregendes“, begeistert sich Matthias Horst. Da gäbe es viel Sinnvolles zu tun und das Haus müsste endlich energetische Fenster bekommen, um die Betriebkosten zu senken. „Ich habe noch nie von einer Stadt eine solche konkrete Gestaltungsvorgabe bekommen, wie beim Kulturpalast“, lobt der Architekt das Hochbauamt.
Störend empfindet der seit 1995 in Dresden lebende gebürtige Nordrheinwestfale (Meschede) dabei das mangelnde Selbstvertrauen, die andauernde Nörgelei und der ständige Rückblick der Dresdener. Unbedingt müsse sobald als möglich die noch bestehende „Baulücke Gewandhaus“ (Quartier 6) auf dem Neumarkt geschlossen werden, um die Umgebung der dominierenden Frauenkirche aufzuwerten. Da es für den Neumarkt keine vom Stadtrat ratifizierte Gestaltungssatzung, sondern nur städtische Empfehlungen gebe, empfinde der freie Architekt die Forderungen des Vereines Bebauung Neumarkt an die privaten Investoren häufig als überzogen.
Der oft kritisierte Neubau der Synagoge sei auf diesem peripheren Grundstück zwischen Brückenkopf und Brühlscher Terrasse eine geniale Lösung! Auch als Erinnerung an die ehemalige Semper-Synagoge auf dem „Hof“, dem jetzt deutlich unbebauten Mittelteil, und habe völlig zu Recht den Europäischen Architekturpreis erhalten. Die Sucht nach Sandsteinverkleidung der Gebäude sei den Dresdnern wohl in die Wiege gelegt, verschleiße aber die Wertigkeit des Sandsteines als außergewöhnliches naturhaftes und auch teures Baumaterial und sollte – wie früher – nur wenigen Gebäuden vorbehalten bleiben.
Diese Kritik wende sich an das neu erstandene, unglücklicherweise „Wilsdruffer Kubus“ genannte Gebäude auf dem ehemaligen „Freßwürfel“-Areal am Postplatz. „Warum kleben alle Neubauer Sandstein an ihre Fassaden?“ stellte Matthias Horst zur Diskussion. Roland Fröhlich
Umbau Kulturpalast:
Mathias Horst spricht von 60% Nutzung durch die Dresdner Philharmonie. Das muss richtig bzw. in Relation gestellt werden: Die Philharmonie belegt den Festsaal mit Konzerten an 50-60 Abenden im Jahr. An 110-130 Abenden ist der Festsaal mit Gastspielen anderer Genres, an 10-30 Tagen mit Kongressen und Tagungen belegt. Resttage sind Leerstand, Spielpause Sommer, Instandhaltung, Probentage. Das entspricht einer Nutzung durch die Philharmonie von grob 30% bezogen auf Nutzungsabende/Tage.
Bezogen auf Kostenentgelte für die Kulturpalastgesellschaft KKG bringt die Philharmonie grob 2-300 T€, alles andere grob 1,6 M€.
Das muss der vollständigen Berichtspflicht halber ergänzt werden (Bäu).
Guten Tag,
ich interessiere mich als Architekturstudentin im letzten Jahr sehr für die Umbaupläne des Kulturpalastes. Können Sie mir vielleicht nähere Informationen geben? Danke schön!