Eigentlich peinlich. Es ist erstaunlich wie schwer es ist, zum Thema „Zweites Lokal-TV für Dresden“ konkrete Informationen zu bekommen. Doch das ist nicht verwunderlich, wenn nicht einmal die verantwortlichen Personen über die Sachlage Bescheid wissen. Stattdessen wird man mit bereits vor einigen Monaten veröffentlichten „Fakten“ abgewimmelt.
Auch Kerstin Böttger, Geschäftsführerin der Dresdner Produktionsfirma Elb-TV, kann nicht sagen, wann der neue Sender endlich auf Sendung geht. Das Warten nimmt kein Ende. Ursprünglich war der Sendestart für Anfang 2009 angekündigt. Die technischen Probleme erweisen sich aber offenbar als schwerwiegender als angenommen. Kabel Deutschland hat den Bedarf an Einspeise-Kapazitäten zu gering geschätzt. Aufgrund medienrechtlicher Vorgaben müssen alle Veranstalter gleichzeitig ins digitale Netz eingespeist werden. Erst wenn alle Veranstalter im digitalen Netz sendebereit sind, kann Elb-TV starten. Aber das wird voraussichtlich erst im Herbst der Fall sein.
Geschäftsführerin Kerstin Böttger sieht das gelassen. Nach einem langen Kampf hat sie ihr Ziel erreicht: Elb-TV mischt wieder mit in Dresdens Lokalfernseh-Markt. Wann die Erstausstrahlung stattfindet, ist da offenbar eher nebensächlich – die (zurück-)eroberte Lizenz ist Böttgers Revanche an der Konkurrenz.
Elb-TV hofft, sich im digitalisierten Kabel eine Zuschauerbasis aufbauen zu können, um in ein paar Jahren an frühere Quotenerfolge anzuknüpfen. Dies will man auch durch Neuerungen im Programm erreichen. Der Schwerpunkt wird im lokalen Bereich liegen, doch auch die Kultur soll im Konzept des neuen Senders nicht zu kurz kommen. Genaueres will, oder besser: kann Kerstin Böttger zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten. Da sie sich wohl selbst noch nicht ganz im Klaren ist, wie das Programm ihres Senders aussehen wird.
Die Konkurrenz, das ist die Fernsehen in Dresden GmbH. Die gefährdet derzeit wieder die zukünftigen Erfolge von Elb-TV. Denn auch sie will im Laufe dieses Jahres einen neuen Sender im digitalen Kabelnetz an den Start bringen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei der Ankündigung um ein taktisches Manöver handelt – um den Sendestart der Konkurrenz zu verhindern. Böttger lässt die Bedrohung kalt: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“
Bei der Sächsischen Landesanstalt für Medien (SLM) ist man dagegen alles andere als optimistisch. Dort vertritt man weiterhin die Auffassung, dass es für mehrere Lokalprogramme im Raum Dresden nicht einfach sein wird. Warum wurden die Lizenzen dann überhaupt vergeben?
Das sächsische Oberverwaltungsgericht hatte der SLM untersagt, den Faktor „Wirtschaftlichkeit“ in die Vergabeentscheidung mit ein zu beziehen. Da im digitalen Kabel genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen, blieb der SLM nichts anderes übrig, als dem Lizenzantrag zuzustimmen. Keine gute Voraussetzung für den Start eines neuen Lokalsenders.
Wie erfolgreich Elb-TV letzten Endes sein wird, wird die Zukunft zeigen – sofern der neue Sender tatsächlich jemals an den Start geht. Möge der Kampf um die Gunst der Zuschauer beginnen! Tabea Schleweis
Dieser Text entstand im Rahmen des Seminars „Lokaler Medienjournalismus“ am Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden (WS 2008/09).
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