„Wir können nicht erwarten, dass in Wahlkampfzeiten Friede, Freundschaft, Eierkuchen herrschen“, sagt Ralf Lunau, Fraktionsvorsitzender der PDS, seit 2008 Beigeordneter für Kultur der Landeshauptstadt Dresden. Beim Besuch im Presseclub Dresden am 6. April erzählt der 44-Jährige, er habe immer versucht, gegen den wachsenden Partei-Hick-Hack Sachpolitik zu machen.
Dabei erfüllt den gebürtigen Lutherstadt-Eislebener große Sorge um die sinkende Allgemeinbildung bei Schülern, Studenten und in der Bevölkerung. Ein wirkungsvolles Mittel zur Hebung von Bildung und Leistungsfähigkeit sei Musikerziehung, weil sie gleichermaßen das solistische Hervortreten fördere, wie auch die Bildung von Ensemblegeist, gegenseitiges Zuhören, Toleranz, gemeinsames Konzertieren. Aus diesem Grunde, erläutert Lunau, sei es wichtiger, konstruktiv über die Bildung von Basismusikschulen zu diskutieren als über Konzertsäle zu streiten.
Auch genüge es nicht, einen Konzertsaal nur zu besitzen, man müsse ihn nutzbringend betreiben können. Ein eigenes Konzerthaus für Philharmonie und Staatskapelle sei nicht unvorstellbar, doch füllten beide langfristig nicht den Saal. Schon gar nicht bei einem Bevölkerungsschwund von zehn Prozent bis 2020. Das sei in anderen Städten ähnlich.
Der Kulturpalast soll nach Umbau zur Philharmonie (1800 Hörer) und Stadtbibliothek 2014 eröffnungsreif sein. Staatsoperette und Theater Junge Generation könnten das für etwa 48 Millionen Euro umgebaute Kraftwerk Mitte noch vor 2012 beziehen. Für Kultur im Ostragehege bestünden noch keine konkreten Pläne, sagte der Herr über etwa 900 Mitarbeiter und einen Investitionsetat von ungefähr 100 Millionen Euro, inklusive Stadtarchiv-Erweiterung.
Ralf Lunau, in Dresden aufgewachsen, studierte Jura in Jena und Tübingen. Seit seiner Wahl zum Beigeordneten hat er alle Rechtsanwaltsmandate abgegeben. Mitunter „nerven die Geschäftsordnungen“ und wenn „die Form der öffentlichen Papierkörbe herhalten muss, um Parteiprogramme zu formulieren“, dann geht es dem Mann mit der schmucken Fliege doch „an die Substanz.“ Roland Fröhlich
Siehe auch: „Acht Fragen an Ralf Lunau„.